Monthly Archives: Juli 2020

Dieser Zürcher suchte rastlos nach Erdöl

Arthur Welti –
Reporter, Regisseur, Radiolegende

Arthur Welti (1901–1961) verkörperte das Radio in der Schweiz in dessen ersten Jahrzehnten wie kein anderer. In den rund 25 Jahren seines Wirkens entwickelte sich das Radio zum Massenmedium Nummer 1. Dabei waren alle Sendeformen neu. Ob Theater, Vorträge oder Konzerte, alles musste auf das Radio zugeschnitten werden. Es war Arthur Welti, der die «Erfindung» des Radios wesentlich mitprägte und so zum «Radio-Welti» der deutschen Schweiz wurde.

Geboren wurde Arthur Welti am 14. September 1901 als Spross des weitherum bekannten Transportunternehmens «A. Welti-Furrer» (vgl. Pionierband 47). Seine Eltern verstarben früh, sodass er bereits mit 15 Jahren Vollwaise wurde. Nach Absolvierung der obligatorischen Schulen und der Matura in naturwissenschaftlicher Richtung, entschied sich Arthur Welti trotzdem für ein Studium der Kunstgeschichte, Germanistik und Geschichte in Florenz, Zürich und Berlin.

Theaterkarriere in Deutschland

1921, bald nach dem Umzug nach Berlin und der Immatrikulation an der Universität für Germanistik- und Geschichtsstudien, wechselte Artur Welti zu Schauspiel- und Gesangsstudien. Ab 1923 bis 1932 hatte er verschiedene Engagements als Schauspieler an Bühnen in Karlsruhe, Frankfurt an der Oder, Dresden und Berlin.

Rückkehr in die Schweiz

Aufgrund der politischen Lage in Deutschland kehrte Arthur Welti 1932 in die Schweiz zurück. Auch in Zürich spielte er zunächst weiter erfolgreich Theater, sprach und schrieb aber auch Hörspiele fürs Radio. Anfang 1933 erhielt er die Stelle eines Ansagers, Hörspielleiters, Reporters und Redaktors beim Radio Zürich. Der Grundstein zum Radiopionier war damit gelegt.

Neue Sendeformen: Reportagen, Heimatabende etc.

Als Reporter an Skirennen oder an der Tour de Suisse waren nebst neuen Sendeformen auch die technischen Aspekte herausfordernd. Nach einer Reportage im Gefängnis habe er mehr als 200 teils überschwängliche Glückwunschbriefe erhalten, wie Welti in einem Brief festhielt. Aber auch die später als «Bunte Abende» bekannten Heimatabende mit Reportage, Unterhaltung und Kultur sind in den 1930er Jahren unter der Leitung Weltis entstanden.

Landesausstellung 1939

Für die Landesausstellung 1939 errichtete die SRG ein eigenes Radio-Studio auf dem Ausstellungsgelände, das zu einem Publikumsmagnet wurde. Und mit ihm wurde Arthur Welti, der den Bau des Studios und das ganze Programm verantwortete, schweizweit zur Radiolegende.

«Polizischt Wäckerli»

Nach dem Kriegsende 1945 veränderte sich das Radio wesentlich. Nachrichten aus aller Welt kamen ins Programm und der Unterhaltungsteil erlebte einen Aufschwung. Bis heute bekannt ist das «Echo der Zeit», in dessen Anfangsjahren Arthur Welti und mit ihm Radiopioniere der ersten Generation mitwirkten. Bald aber wurden sie, die zumeist eine Ausbildung im Theaterfach durchliefen, von professionellen Journalisten abgelöst. Ein anderer grosser Erfolg war dem «Polizischt Wäckerli» beschert, einer volkstümlichen und unterhaltenden Hörspielserie. Initiant davon war einmal mehr: Arthur Welti.

Privatleben

Als gestandener Mann heiratete er 1948 seine grosse Liebe Jeanne Nigg. Sie bekamen zwei Kinder, Philippe und Christiane, und erlebten eine glückliche Zeit als Familie.

Bereits 1958 erkrankte aber Arthur Welti schwer, sodass er Ende 1959 seine Tätigkeit beim Radio aufgeben musste. Nach einem Sturz erholte er sich nicht mehr und verstarb erst knapp 60-jährig am 12. September 1961 in Zürich.

 

Mehr über Arthur Welti erfahren Sie im Pionierband 98 «Arthur Welti – Reporter, Regisseur, Radiolegende». Bestellen Sie das Buch noch heute!

Versuch, Erfolg, Irrtum – Telekomindustrie von Hasler zu Ascom

«Hasler» – das war früher ein Synonym für Telefon. Angefangen als kleine Werkstatt und gewachsen zum grössten Arbeitgeber der Stadt Bern, prägte Hasler die Telekomszene in der Schweiz für Generationen. Dahinter standen zunächst Vater und Sohn Hasler, die der Unternehmung für fast 100 Jahre vorstanden. Sie entwickelten Telegraphenapparate und Telefonzentralen, setzten auf die Drahtlostechnologie und bauten «nebenbei» weltberühmte Geschwindigkeitsmesser, meteorologische Messinstrumente oder Signalanlagen. Das Erbe der Haslers wuchs in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weiter, die Fusion zur Ascom sollte ein Befreiungsschlag im harten Wettbewerb der Globalisierung werden. Doch es folgte der stufenweise Abstieg. Der Erfolg blieb aus, nicht aber die Spannung in der wechselvollen Geschichte.

«Daniel Düsentrieb»

Die Schweizer Telekomgeschichte begann 1852 mit der Errichtung der Eidgenössischen Telegraphenwerkstätte. Matthias Hipp (1813–1893) hiess deren erster Direktor, dessen Pioniergeist zahlreiche Erfindungen hervorbrachte. Zur prägenden Figur wurde aber sein Gehilfe Gustav Adolf Hasler (1830–1900), der das Unternehmen ab 1860 bis zu seinem Tod führte und laufend erweiterte. Er war ein Tüftler, ein «Daniel Düsentrieb», der alles erfand, was man wollte. Wasserstandsmelder für Flüsse und Seen, Geschwindigkeitsmesser für Eisenbahnstationen und Eisenbahnzüge oder ein registrierender Thermograph für Wetterwarten. Wegweisend war aber insbesondere der Einstieg in die Drahttelefonie.

Expansion in Krisenzeiten

Auf dieser Grundlage, der Betrieb umfasste rund 300 Arbeiter und ein neues Fabrikgebäude im Berner Mattenhof, begann sein Sohn Gustav Hasler (1877–1952) mit gerade mal 22 Jahren, nachdem der Vater überraschend an einer Lungenentzündung gestorben war. Hilfreich waren für ihn zwei Eigenheiten der Hasler-Werkstätte. Erstens stand ihm ein loyales Kader von Technikern zur Seite, zweitens waren die Verbindungen zum wichtigsten Auftraggeber, der Eidgenössischen Post- und Telegraphenverwaltung (später PTT), eng und vertrauensvoll. Doch Hasler jun. beliess es nicht bei altbewährtem. Speziell in den Krisenzeiten der Weltkriege schickte er sich an, neue Unternehmensgebiete zu erschliessen.

Hochfrequenztechnik

Sichtbar wurden diese Expansionen an den neuen Fabriken, die bald das Stadtbild Berns prägten. Hasler Telefonzentralen für immer mehr Anschlüsse, zunächst bedient, bald aber automatisiert, überzogen das Land. Dazu kam die Hochfrequenztechnik für die Drahtlostelefonie und Radioübertragungen. An seinem Lebensende feierten über 3000 Mitarbeiter das 100-jährige Bestehen der Hasler-Werke und ihrer Vorgängerunternehmen.

Von den Hasler-Werken zur Ascom

Die Stiftung Hasler-Werke führte das Erbe weiter. Und weiterhin setzte man auf Wachstum. Die Hochkonjunktur und das staatliche Telefonmonopol sorgten für andauernde Erweiterungen. Und mit der Digitaltechnik stand ein neuer Quantensprung bevor. Um internationale Konkurrenzfähigkeit zu erlangen, fusionierte Hasler mit den Telekomanbietern Gfeller/Autophon und Zellweger zur Ascom (urspr. Association Suisse de Communication). Mit bald einmal 18’000 Mitarbeitern war man zwar nach internationalen Massstäben weiterhin ein kleines Telekomunternehmen, dank entsprechender Flexibilität sollten aber Nischen besetzt werden können.

Niedergang in Raten

Doch schlagfertig wurde Ascom nie. Der Konzern war in die ehemaligen Unternehmen und deren Organisationseinheiten aufgeteilt, die angestrebten Reorganisationen schlugen fehl. Ab der Jahrtausendwende begann der Schrumpfungsprozess, immer wieder begleitet von hoffnungsvollen Neuanfängen. So wollte der Zürcher Financier Ernst Müller-Möhl mit dem Internet aus der Steckdose Ascom zu internationaler Bedeutung führen. Doch sein Unfalltod am Gotthard beendete die hochfliegenden Pläne, die von vielen ohnehin als Störfaktor wahrgenommen wurden. Heute bietet Ascom Kommunikationslösungen speziell für Spitäler und Pflegeeinrichtungen an, mit noch rund 1000 Mitarbeitern.

 

Mehr über Gustav A. Hasler und Gustav Hasler erfahren Sie im Pionierband 116 «Versuch, Erfolg, Irrtum. Telekomindustrie von Hasler zu Ascom».