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Einigkeit, Freiheit, Menschlichkeit. Guillaume Henri Dufour als General, Ingenieur, Kartograf und Politiker

Vernissage Pionierband «Alexander und Catharina Seiler»

Hier gelangen Sie zum Begleitfilm der Vernissage mit a. Bundesrat Pascal Couchepin, Peter Schmid (Burgermeister von Brig-Glis), Dr. Mark Andreas Seiler (promovierter Gräzist, Urenkel der Hotelgründer) und Dr. Marie-Claude Schöpfer-Pfaffen (Direktorin Forschungsinstitut zur Geschichte des Alpenraums) vom 18. März 2024 im Rittersaal des Stockalperschlosses Brig

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Alexander und Catharina Seiler – Von einfachen Herbergen zu stilvollen Grand Hotels in Zermatt und Gletsch

Alexander und Catharina Seiler gehören zu den erfolgreichsten Hotelpionieren der Schweiz. Sie entwickelten das abgelegene Bergdorf Zermatt zu einem mondänen Touristenort, der mit seinen Grand Hotels besonders britische Alpinisten und Adlige aus ganz Europa anzog. Damit förderten sie die wirtschaftliche Entwicklung des Oberwallis und verliehen dem Tourismus schweizweit wichtige Impulse.

Seifensieder mit bescheidenem Erfolg

Alexander Seiler (1820–1891) wuchs in einfachen Verhältnissen in der Gommer Gemeinde Blitzingen auf. Nach einer Lehre als Seifensieder im süddeutschen Munderkingen versuchte er sich als Seifensieder, Kerzenzieher und Handelsmann mit allen möglichen Produkten. Doch die Zeiten waren in den 1840er Jahren im Wallis hart, politische Spannungen und schliesslich die Niederlage im Sonderbundskrieg hemmten die wirtschaftliche Entwicklung.

Von der Herberge zum Grand Hotel

Legendär ist die Geschichte, wie Alexander Seiler 1851 erstmals nach Zermatt kam und augenblicklich von der imposanten Schönheit und Anziehungskraft des Matterhorns erfasst wurde. Mit beeindruckendem Spürsinn, rastloser Ausdauer, Hartnäckigkeit, aber auch mit seiner Gastfreundschaft pachtete er ab 1852 die ersten Herbergen, baute andere und entwickelte sie zu namhaften Hotels und Hotelpalästen.

Die starke Frau im Hinter- und Vordergrund

Diese Erfolge konnte er nur zusammen mit seiner Frau Catharina Seiler-Cathrein (1834–1895) erreichen, die gleichermassen wie er zur Seele des Unternehmens wurde und eine entscheidende Rolle als Gastgeberin und Geschäftsfrau einnahm. Sie war die Tochter des Briger Regierungsstatthalters und kam für Mädchen jener Zeit in den Genuss einer soliden Ausbildung. Als tiefreligiöse Frau setzte sie sich neben dem Hotelunternehmen selbstlos für bedürftige Kinder und Angehörige der Angestellten ein.

Gipfelstürmer im «Goldenen Zeitalter des Alpinismus»

Die Katastrophe der Matterhorn-Erstbesteigung stellt 1865 den Höhe- und Endpunkt des «Goldenen Zeitalter des Alpinismus» dar, in welchem das Seiler-Stammhaus Monte Rosa zum eigentlichen Basislager der vorwiegend britischen Alpinisten wurde. Doch Seiler wusste das weltweite Aufsehen und die dadurch stetig steigenden Gästezahlen in Zermatt mit dem Ausbau ihrer Hotels geschickt zu nutzen.

Neue Verkehrs- und Kommunikationsinfrastrukturen

Verkehrs- und Kommunikationsinfrastrukturen waren der Schlüssel zum wirtschaftlichen Fortschritt der Industrialisierung. Das wussten auch Alexander und Catharina Seiler, die sich für den Ausbau der Strasse nach Zermatt oder für die Erstellung einer Telegraphen- und Telefonverbindung einsetzten. Die entscheidende Veränderung für die Tourismusdestination brachte aber 1891 die Eisenbahnlinie von Visp nach Zermatt.

Gletsch – ein Verkehrsknotenpunkt

Die Verkehrsentwicklung war auch für die Entwicklung von Gletsch entscheidend, wo die Seilers ab 1858 Hotels betrieben. Nachdem die Passstrassen über Grimsel und Furka gebaut waren, verkehrten tägliche mehrere Postkurse, die dank der klugen Intervention der Seilers am Mittag und am Abend in Gletsch Halt machten. Dadurch wurde das dortige Seiler-Hotel zu einem zwingenden Rastplatz für sämtliche Reisenden sowie zu einem Knotenpunkt mit Pferdewechsel und eigener Poststelle.

Ein Hotelreich mit 1200 Betten

Am Ende ihres Lebens herrschten Alexander und Catharina Seiler über 11 Hotels mit 1200 Betten. Viele ihrer 11 Kinder (weitere 5 starben im Kindesalter) sowie nächste Verwandte übernahmen in einem der Hotelbetriebe eine leitende Funktion. Dieser familiäre Zusammenhalt kontrastierte scharf mit der Ablehnung, welche die Familie Seiler von der offiziellen Dorfgemeinschaft erfuhr. Man verwehrte ihnen in einem 18-jährigen Rechtsstreit die rechtmässige Einbürgerung, obwohl sich alle Instanzen bis hin zu Bundesrat und Bundesgericht unmissverständlich dafür aussprachen.