Monthly Archives: Oktober 2021

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„Ein Mensch mit viel Licht und viel Schatten“

Fritz Hoffmann-La Roche – Mit Hustensirup zum Welterfolg

Am 1. Oktober 1896 gründete Fritz Hoffmann-La Roche seine eigene Firma. Er tat dies in der felsenfesten Überzeugung, dass es ihm gelingen würde mit pharmazeutischen Produkten erfolgreich zu sein. Trotz Startschwierigkeiten und Rückschlägen, die auch an den Kräften von Fritz Hoffmann-La Roche zehrten, gab ihm der Erfolg schon zu Lebzeiten und weit mehr nach seinem Tod Recht. Aus der Kommanditgesellschaft mit einer Handvoll Mitarbeitenden entstand der Weltkonzern Roche, der dieser Tage sein 175-Jahr-Jubiläum gebührend feiert.

Fritz Hoffmann wurde am 24. Oktober 1868 in eine alteingesessene und gut bemittelte Basler Familie geboren. So erlebte er eine sorgenfreie Kindheit und konnte seinem Wunsch entsprechend eine kaufmännische Lehre im Bankhaus A. Piguet & Cie. in Yverdon und eine zweite Lehrzeit bei der Droguerie Bohny, Hollinger & Cie. in Basel absolvieren. In dieses Handelsgeschäft kehrte er nach Auslandaufenthalten in London und Hamburg wieder zurück. Mit grossem Eifer setzte er sich für die kleine Fabrik, die hauptsächlich Extrakte aus Wurzeln und Rinden, Tinkturen, Salben, Pillen, Pastillen, ätherische Öle sowie Leinöl und Bodenwichse produzierte.

Beteiligung an der Hoffmann, Traub & Co.

1894 konnte Fritz Hoffmann zusammen mit dem ebenfalls bei Bohny, Hollinger & Cie. tätigen Apotheker Max Carl Traub eigenständig machen. Aus dem bescheidenen Fabrikationsprogramm setzte man vor allem auf ein Wundpulver namens «Airol», das in verschiedenen Ländern patentiert wurde. Schon hierbei entwickelte Fritz Hoffmann weitblickende Pläne für den kommerziellen Ausbau des Geschäfts mit entsprechenden Werbeaktionen. Und ebenfalls in diese Zeit fiel der Entscheid, in Deutschland eine eigene Fabrik zu gründen.

Eigene Pläne mit eigener Firma

Die Verkaufszahlen blieben aber unter den Erwartungen und die junge Firma schrieb Verluste, was schliesslich zur Trennung der beiden Gründer führte. Fritz Hoffmann-La Roche – er hatte sich 1895 mit Adèle La Roche verehelicht – war aber von der Zukunftsfähigkeit seiner Firmenstrategie überzeugt und überführte das Unternehmen in seinen Besitz, womit am 1. Oktober 1896 die Fritz Hoffmann-La Roche & Co. Gegründet wurde. Die ersten Jahre waren aber von weiteren Dämpfern geprägt. Die Produkte «Airol», «Cosaprin» und «Phesin» verkauften sich ungenügend, die Banken forderten die Kredite zurück. Ein weiteres Mal war es das Vermögen der Familie, insbesondere des Vaters, das das Überleben der Firma sicherte.

«Sirolin» – Ein süsses Hustenmittel

Der Durchbruch gelang 1898 mit «Sirolin», einem Hustensirup, der sich dank der Zugabe von aromatischen Zusätzen wesentlich angenehmer im Geschmack präsentierte als vergleichbare Produkte. Zudem war Sirolin rezeptfrei erhältlich und auf der Packung wurde kränklichen Personen empfohlen, es während des ganzen Winters einzunehmen. Das Produkt wurde ein weltweiter Erfolg, nicht zuletzt aufgrund der breit angelegten Werbekampagnen. Fritz Hoffmann-La Roche liess zahlreiche Serien von Postkarten drucken, auf denen zumeist Kinder für Sirolin Werbung machten.

Harte Kriegsjahre und früher Tod

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs traf auch das Geschäft von Fritz Hoffmann-La Roche hart. Die Grenzen wurden geschlossen und überall misstraute man ausländischen Firmen. So wurde die Fritz Hoffmann-La Roche & Co. in Deutschland und in England auf die schwarze Liste gesetzt und ihre Produkte wurden boykottiert, weil die Militärbehörden Verrat witterten. Als wäre das nicht genug, setzte nach dem Krieg eine Inflation ein, die auch die finanziellen Reserven schmelzen liess. In der Folge wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.

Die Krise zehrte auch an den Kräften des Firmengründers. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich ab 1919 zunehmend. Er starb am 18. April 1920 in Basel.