Monthly Archives: Juni 2021

Otto Jaag – Pionier des Gewässerschutzes

Die Qualität unserer Gewässer und speziell des Trinkwassers stand aufgrund der Trinkwasser- und der Pestizid-Initiative wieder im Mittelpunkt der politischen Diskussion. Beide gingen von einer übermässigen Gefährdung der hohen Wasserqualität in der Schweiz aus. Die Geschichte zeigt, dass auch der heutige Standard nicht immer der Fall war. Durch die Industrialisierung und das Bevölkerungswachstum kam es zu einer Gewässerverschmutzung, der erst im 20. Jahrhundert entgegengetreten wurde. Wegweisend dabei war Otto Jaag (1900–1978), der mit seiner Forschung und seiner Öffentlichkeitsarbeit den Gewässerschutz vorantrieb.

 

Schwierige Jugendjahre

Als Sohn eines Bäckers und einer Bauerntochter kam Otto Jaag am 29. April 1900 im schaffhausischen Klettgau bei Guntmadingen zur Welt. Bald zog die Familie in ein eigenes Haus in Hallau, welches aber 1904 bei einem Kaminbrand zerstört wurde. Nach dem Verlust des Wohn- und Geschäftshauses folgten wirtschaftlich schwierige Jahre, in denen auch die Kinder mitanpacken mussten.

Studienzeit

Später besuchte Otto Jaag das Gymnasium in Schaffhausen und schloss mit der Primarlehrer-Maturität ab. Danach studierte er in Genf Naturwissenschaften und beendete das Studium mit der Promotion über «Experimentelle Untersuchungen der Flechten». 1933 habilitierte er an der ETH Zürich in Hydrobiologie und Kryptogamenkunde.

Akute Gefährdung der Gewässer

Otto Jaag war aber kein Professor im Elfenbeinturm. Er sah die zunehmende Verschmutzung der Gewässer und ihre möglichen Folgen. Denn das Selbstreinigungsvermögen der Schweizer Gewässer war überfordert und die ursprünglich nährstoffarmen Seen verwandelten sich in nähstoffreiche, was unter anderem das Algenwachstum beschleunigte. Dies wirkte sich nicht nur nachteilig auf die Fischerei, sondern auch auf die Trink- und Brauchwasserqualität aus.

Beispiellose Aufklärungsarbeit

Das Lebenswerk von Otto Jaag ist eng verbunden mit der Erkenntnis, dass der Bau von Abwasserreinigungsanlagen eine notwendige Voraussetzung für den Gewässerschutz bildet. Das war damals nicht allgemein bekannt. Deshalb hielt er überall Vorträge, um die Menschen über die Dringlichkeit eines umfassenden Gewässerschutzes aufzuklären.

Gründung der Schweizerischen Vereinigung für Gewässerschutz

Handlungsbedarf bestand aber auch in der Koordination der verschiedenen Akteure. Am 10. Dezember 1949 wurde deshalb die Schweizerische Vereinigung für Gewässerschutz mit Otto Jaag als Präsident gegründet. Es war eine Dachorganisation, die Vertreter der Fischerei, des Natur- und Heimatschutzes, der Volksgesundheit, der Medizin und Hygiene, der Wasserwirtschaft und Abwassertechnik, der Wirtschaft, der Behörden von Gemeinden, Kantonen und des Bundes sowie der Wissenschaft umfasste.

Das Bundesgesetz zum Gewässerschutz

Ein Höhepunkt für Otto Jaag war der 6. Dezember 1953, als das Volk mit über 80% den Schutz der Gewässer in der Bundesverfassung verankerte. Sowohl die Ausarbeitung der entsprechenden Gesetzestexte, als auch die politische Akzeptanz waren nicht zuletzt die Verdienste von Otto Jaag und seinem auf Ausgleich abzielenden Verhandlungsgeschick. Auch bei der Überarbeitung des Gesetzes 1971 wurde der bereits über 70-jährige Otto Jaag beigezogen.

Für seine vielfältigen Verdienste im Bereich des Gewässerschutzes erhielt Otto Jaag im Laufe seines Lebens zahlreiche Ehrungen. Er verstarb am 31. Juli 1978 in Zürich.

Niklaus Riggenbach – Entwickler der Zahnstange

Niklaus Riggenbach – Entwickler der Zahnstange

In diesen Tagen feiert die Vitznau-Rigi-Bahn ihr 150-jähriges Bestehen. Dass es überhaupt möglich war, eine Eisenbahn auf die Rigi zu bauen, haben wir Niklaus Riggenbach (1817–1899), dem Entwickler eines auf die Rigi angepassten revolutionären Zahnradsystems zu verdanken.

 

Werkstättechef und Maschinenmeister der Centralbahn

Nach einigen Lehr- und Wanderjahren in Lyon, Paris und Karlsruhe berief das Direktorium der Schweizer Centralbahn Niklaus Riggenbach 1853 zum Chef der Maschinenwerkstätte in Olten. Lange suchte Niklaus Riggenbach ein System zur Überwindung von sehr steilen Hängen mit Lokomotiven, wie es sie beispielsweise auf der Hauensteinlinie der Centralbahn mit 26 Promille Steigung gab. Er fand die Lösung in einer zwischen den Schienen verlegten Zahnstange, in die ein auf der Triebachse montiertes Zahnrad eingreift. Dafür erhielt er das französische Patent 1863. In den USA hatte allerdings bereits zwei Jahre zuvor Silvester Marsh für seine sehr ähnliche Zahnradbahn auf den Mount Washington das Patent erhalten.

Eine Eisenbahn auf die Rigi – und auch über den Gotthard?

Doch bis zur erfolgreichen Anwendung vergingen nochmals einige Jahre. Erst mit Unterstützung von Partnern mit hohem Ansehen in Wirtschaft und Gesellschaft, konnte die Idee einer Eisenbahn auf die Rigi 1871 umgesetzt werden. Riggenbach hatte hier erstmals sein System des «gemischten Zahnrad-/Adhäsionsbetriebs» angewendet. Die Rigi-Bahn sollte aber nur ein erster Schritt sein, denn Riggenbach sah sein Zahnradsystem auch für die Gotthardbahn geeignet. 1866 legte er ein System zur Überwindung extrem starker Steigungen vor: Es bestand aus einer Zahnstange, in die eine Schnecke eingriff, die ihrerseits durch die Dampfmaschine in eine drehende Bewegung versetzt wurde. 1868 erschien ein «Entwurf für die Überschienung der Alpen mit Zahnradbetrieb», den er zusammen mit Olivier Zschokke verfasst hatte. Der Bundesrat trat aber nicht darauf ein, und auch Alfred Escher, der Präsident des Direktoriums der Gotthardbahn, lehnte Riggenbachs Vorschlag für den Gotthard ab.

Die Internationale Gesellschaft für Bergbahnen                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   

Nach 20 Jahren verliess Riggenbach die Centralbahn und gründete zusammen mit Olivier Zschokke die «Internationale Gesellschaft für Bergbahnen» (IGB). Nach erfolgreichen Jahren brachen die Aufträge für Zahnradbahnen in der Schweiz ab 1877 aufgrund der allgemeinen Eisenbahnkrise ganz ein. Somit arbeitete Riggenbach nun auf eigene Rechnung. Bis 1885 besass Niklaus Riggenbach weltweit ein Monopol auf Zahnradbahnen, das ihm wegen der schlechten Konjunktur aber nicht viel einbrachte. Nach dem Wiedererstarken der Wirtschaft zog er sich 1889 aus dem Geschäftsleben zurück.

Niklaus Riggenbach verstarb am 25. Juli 1899 in Olten.