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Hans Künzi. Operations Research und Verkehrspolitik

Die S-Bahn Zürich war bei ihrer Eröffnung vor 30 Jahren eine Pionierleistung im öffentlichen Verkehr mit weltweiter Ausstrahlung. Seither bewältigt sie als unverzichtbarer Bestandteil des Zürcher Verkehrsverbunds (ZVV) zuverlässig das immer grösser werdende Passagieraufkommen. Auch dieses Jahr, im seit 15 Jahren schneereichsten Januar in Zürich, hat sie ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt, während andere Transportmittel an ihre Grenzen kamen. Als «Vater der Zürcher S-Bahn» war es Hans Künzi (1924–2004), welcher dieser Erfolgsgeschichte zum Durchbruch verholfen hat.

 

Die U-Bahn/S-Bahn-Vorlage scheitert

Als Hans Künzi 1970 in den Zürcher Regierungsrat gewählt wurde, übernahm er den Vorsitz der sogenannten Behördendelegation, die alle wichtigen Problemstellungen des öffentlichen Verkehrs, wie Rechts-, Bau-, Finanzierungs- und Betriebsfragen und die Information der Öffentlichkeit bearbeiten musste. Mit einer Kombination von U-Bahn und S-Bahn lag ein ausführungsreifes Projekt zur Förderung des öffentlichen Verkehrs vor. Trotz intensiver Vorarbeit auf allen politischen Ebenen, nicht zuletzt durch Hans Künzi selbst, scheiterte diese Vorlage klar in der Urnenabstimmung vom 20. Mai 1973.

Die S-Bahn als einzige Lösung

Die Abstimmungsniederlage kam vor allem durch die Ablehnung der U-Bahn zustande, weshalb für Hans Künzi klar war, dass eine reine S-Bahn-Vorlage am meisten Chancen auf Erfolg hätte. Der Ausbau der Verkehrsbetriebe der Stadt Zürich (VBZ) und in den ländlichen Regionen zusätzliche Buslinien sollten das S-Bahn-Projekt komplettieren. Die S-Bahn sollte auf bestehenden, teilweise ausgebauten SBB-Linien verkehren.

Erfolg für das komplexe Projekt

Auch hier erwies sich die Finanzierung als komplex. Der Bundesrat hatte kein offenes Ohr für die Anliegen von Volkswirtschaftsdirektor Künzi und so kam ihm die Idee, den erwarteten Bundesbeitrag durch den Kanton Zürich vorschiessen zu lassen. Er konnte sich damit sowohl im Regierungsrat als auch im Kantonsrat durchsetzen. Nach langen Verhandlungen mit den SBB in einer Volksabstimmung hiessen 75 Prozent der Zürcher den Kantonsbeitrag von 523 Millionen Franken gut.

Gründung des Zürcher Verkehrsverbunds (ZVV)

Für Hans Künzi war bald klar, dass der zunächst angedachte Tarifverbund allein nicht ausreichen würde für die Organisation des öffentlichen Verkehrs im Kanton. Er bildete folglich eine Projektgruppe mit Führungspersonen und Fachspezialisten, die eine Harmonisierung sämtlicher Verkehrsträger des ÖV auf der Grundlage von vereinheitlichten Tarifen, angepasstem Angebot und einheitlicher Finanzierung forderte. Dieses Konzept war in Europa pionierhaft. Künzis Vorlage wurde am 6. März 1988 vom Stimmvolk gutgeheissen, sodass am 3. Oktober 1989 auf dem Raddampfer «Stadt Rapperswil» über 40 Partner des neuen Verkehrsverbundes eine Erklärung über ihre Zusammenarbeit unterzeichneten.

Startschuss für die S-Bahn

Schliesslich fuhr am 27. Mai 1990 die Zürcher S-Bahn erstmals gemäss Fahrplan. Dies war der Startschuss zu einer neuen Eisenbahnepoche in Zürich. Bereits im ersten Betriebsjahr konnte die Passagierzahl um 20 Prozent gesteigert werden.

 

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