Von Händlern, Erfindern und Flugzeugpionieren – ein kursorischer Überblick
Der bevorstehende Umzug unseres Buchlagers lädt uns ein, in ältere, aber nicht minder spannende Pionierbände einzutauchen. Einmal mehr tritt die Vielfalt der «Schweizer Pioniere» zu Tage. Sie kümmerten sich als Salzpioniere oder als Linthingenieure um nationale Probleme. Andere waren Präsidenten der Basler Handelsgesellschaft oder als Gründer der Basler Missions-Handlungs-Gesellschaft international orientiert. Wieder andere betätigten sich im technischen Bereich als Erfinder, Konstrukteure oder in der Materialforschung. Schliesslich finden sich unter den folgenden zwölf Porträts auch Eisengiesser, Bauleute, Flugzeugkonstrukteure und sogar ein Filmpionier.
Band 90: Carl Christian Friedrich Glenck – Der Salzpionier
Er hat der Schweiz das Salz gebracht: Carl Christian Friedrich Glenck (1779–1845) bohrte auch in der Schweiz nach Salz. Nach diversen Misserfolgen wurde er beinahe zur tragischen Figur, bis er endlich im Baselbiet auf eine ergiebige Salzader stiess. Seine Gründung der Saline Schweizerhalle befreite die Eidgenossenschaft von der Abhängigkeit gegenüber ausländischen Salzlieferanten. Glencks Nachkommen führten das Erbe erfolgreich weiter und engagierten sich für die Gründung der Vereinigten Schweizer Rheinsalinen im Jahr 1909.
Band 82: Herren über wildes Wasser – Die Linthingenieure
Die hier porträtierten Linthingenieure des 19. Jahrhunderts verstanden sich als Herren über wildes Wasser, als Pioniere des Wasserbaus und mehr noch als Protagonisten des technisch-zivilisatorischen Fortschritts. Sie wollten der Wassergewalt stets neue Grenzen abtrotzen, sie durch Vernunft zähmen und in den Dienst der Menschen stellen. Mit der Linthkorrektur wurde die zerstörerische Kraft der Linth gebannt, weite Sumpfgebiete zu Kulturland gemacht und der Transport vom Glarnerland zum Zürichsee massiv vereinfacht. Gleichzeitig stellte das Linthwerk ein Erfolg des schweizerischen Föderalismus und der sich bildenden Staatlichkeit im frühen 19. Jahrhundert dar.
Band 39: Eduard und Wilhelm Preiswerk und die Basler Handels-Gesellschaft
Eduard Preiswerk (1829–1895) führte nach einer kaufmännischen Lehre ab dem 1. April 1853 zusammen mit seinem Bruder Carl das väterliche Kolonialwarengeschäft in Basel. Als sein Bruder 1888 aus der Firma ausschied, holte Eduard seine Söhne Wilhelm und Paul ins Geschäft. Eduard Preiswerk war massgeblich beteiligt an der Gründung des Basler Handels- und Industrievereins sowie der Basler Handelskammer 1876. Er war auch politisch tätig, so ab 1867 im Basler Grossen Rat. Auch engagierte sich Eduard Preiswerk bei gemeinnützigen Aufgaben wie der Basler Mission.
Band 87: Salomon und Ulrich Zellweger – Wegbereiter offener Wirtschaftsgrenzen
Sie waren Freihändler und Pioniere: Salomon Zellweger (1807–1887) und Ulrich Zellweger (1804–1871). Die beiden Brüder aus der renommierten Kaufmannsfamilie stiessen im 19. Jahrhundert mit appenzellischem Eigensinn in neue ökonomische Gebiete vor. Während Ulrich ein früher Verfechter der Globalisierung und des «Fair Trade»-Gedankens war, hat sein Bruder Salomon einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Finanzplatzes geleistet – als Initiator des ersten Schweizer Transportversicherers.
Band 54: Friedrich von Martini – Universeller Erfinder
Friedrich von Martini (1833–1897) studierte ab 1850 Maschinenbau in Wien, später dann am Polytechnikum in Karlsruhe. Seine Lehr- und Wanderjahre führen ihn auch zur Maschinenfabrik der Gebrüder Sulzer in Winterthur. Danach arbeitete er in der «Maschinenbau-Anstalt» in Frauenfeld als Konstrukteur, bevor er 1863 Mitinhaber wurde. Das Fabrikationsprogramm war geprägt von Eigenentwicklungen von Friedrich von Martini. Unter seinen 17 Patenten stechen ein neuer Gewehrverschluss (Martini-Gewehre), die Papier-Doppelfalzmaschine und die Greiferstickmaschine heraus, mit denen er wirtschaftliche Erfolge feierte und über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde.
Band 58: Jakob und Alfred Amsler – Pioniere der Prüfung und Präzision
Jakob Amsler (1823–1912) gründete 1854 nach der Erfindung des «Polarplanimeters» (Instrument zur Messung eines Flächeninhaltes auf Landkarten durch einfaches Umfahren der Kontur) eine Werkstatt zur Entwicklung und Produktion von Messinstrumenten in Schaffhausen. Sein Sohn Alfred (1857–1940) trat 1885 als promovierter Maschineningenieur in den väterlichen Betrieb ein und führte ihn rasch zur Blüte, indem er die Messtechnik weiterentwickelte und Materialprüfmaschinen konstruierte. Er leistete damit Pionierarbeit auf dem Gebiet der Werkstoffkunde.
Band 66: Ludwig von Tetmajer Przerwa – Gründer der EMPA
Ludwig von Tetmajer Przerwa (1850–1905) stammte aus der heutigen Slowakei und besuchte das Schweizerische Polytechnikum, wo er 1872 das Diplom eines Bauingenieurs erhielt. Nach Praktika und Assistenzstellen wurde er am 2. April 1878 kurz nach seiner Habilitation zum ausserordentlichen Professor an der Bau- und Ingenieurschule der ETH berufen. Am 1. Januar 1880 übernahm er die Leitung der Eidgenössischen Anstalt zur Prüfung von Baumaterialien (heute EMPA) und führte sie innert kurzer Zeit zum Erfolg. Ludwig von Tetmajer verstand es mustergültig, Theorie und Praxis im Rahmen der Materialprüfung zu verbinden, was sich in der sogenannten Tetmajerschen Gleichung zur Berechnung der nichtelastischen Knickung widerspiegelt.
Band 40: Johann Jakob Sulzer und Salomon Sulzer – Vom Handwerk zur Maschinenindustrie
Johann Jakob Sulzer-Neuffert (1782–1853), der Vater der hier porträtierten Pioniere Johann Jakob Sulzer-Hirzel (1806–1883) und Salomon Sulzer-Sulzer (1809–1869), war Drechsler und Messinggiesser. Er schickte seine Söhne auf Wanderschaft, um den damals aufkommenden Eisenguss kennenzulernen. 1834 gründeten sie zu dritt das Unternehmen «Gebrüder Sulzer» in Winterthur. Vater Sulzer blieb beim Messinggiessen, währendem die Söhne in die Eisengiesserei einstiegen und Pumpen, Pressen sowie allerlei Einrichtungen und Apparate für die Textilindustrie herstellten. Damit legten sie den Grundstein zur später weltbekannten Firma Sulzer.
Band 78: Walter Tuchschmid – Vom Holzkochherd zu Stahl-Glas-Konstruktionen
Walter Tuchschmid (1893–1963) übernahm nach einer Schlosserlehre und einer Metallbauschule mit nur 23 Jahren die Leitung der Familienunternehmung in dritter Generation. Diese hatte sich auf den Bau von Holzkochherden und Bahnhofsvordächern spezialisiert. Mitte der 1920er Jahre erlebte die Firma «Gebrüder Tuchschmid, Eisenkonstruktions-Werkstätte» ein starkes Wachstum. Nicht zuletzt aufgrund diverser Bauaufträge in der Stadt Zürich, wie der «Sihlporte», des «Schmidhof» und des «Handelshof». Laufend wurde die Stahlbauabteilung ausgebaut, sodass neben Eisenbahnbrücken, neuartige Metallkonstruktionen, Drehtüren und Schaufenster produziert wurden.
Band 94: 150 Jahre Lenzlinger – Handwerker, Erfinder, Ausbaupioniere
Die Firma Lenzlinger Söhne AG hat sich vom kleinen Handwerksbetrieb zum schweizweit tätigen Millionenunternehmen entwickelt. In fünf Generationen hat die Familie Lenzlinger immer wieder neue Tätigkeitsfelder erschlossen, von der Zimmerei über den Chaletbau und die Parkettproduktion, die Vermietung von Festzelten bis hin zu Doppelböden und Metallbau. Dabei hat sich das Unternehmen aus sich selbst heraus immer wieder neu erfunden, sich der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung angepasst und Chancen ergriffen.
Band 84: Fünf Pioniere des Flugzeugbaus
Mit ihren Konstruktionen haben die hier porträtierten fünf Pioniere Luftfahrtgeschichte geschrieben. Mit grossem Engagement haben sie ihre visionären Ideen verfolgt und umgesetzt – im Spannungsfeld zwischen technischer Machbarkeit, wirtschaftlichem Nutzen und politischem Willen. Trotz mancher Rückschläge haben sie mit ihren spektakulären Flugzeugkonstruktionen die zivile und militärische Luftfahrtindustrie der Schweizer entscheidend geprägt.
Band 95: Heinrich Fueter – Produzent, Unternehmer, Filmpionier
Der Filmpionier Heinrich Fueter (1911–1979) war ein sehr erfolgreicher Unternehmer. Mit seiner Condor-Film AG hat er als Produzent die Schweizer Filmszene in den Nachkriegsjahrzehnten stark geprägt. Zutiefst war er davon überzeugt, dass auch ein Auftragsfilm höchsten Qualitätsansprüchen genügen muss. Mit diesem Ansatz sind unter seiner Leitung viele preisgekrönte Filme entstanden, technisch innovativ und inhaltlich prägnant. Der Ehemann von Anne-Marie Blanc besass darüber hinaus einen hohen Respekt vor dem Publikum und eine grosse Liebe zur Kunst.