Pionierunternehmen expandieren ins Ausland

Pionierunternehmen expandieren ins Ausland

Der Schweizer Binnenmarkt lässt im Laufe des 19. Jahrhunderts ein organisches Wachstum der Betriebe oftmals kaum zu. Die Hälfte der Pionierunternehmen sehen sich deshalb gezwungen, ins Ausland zu expandieren, indem sie dort eine Niederlassung oder eine Tochtergesellschaft gründen. Zusätzlich werden damit auch neue Märkte erschlossen und weitere Innovationsimpulse gesetzt.
Das 1851 durch Carl Franz Bally (1821–1899)  → Bd. 2 gegründete Unternehmen Bally & Co. exportiert bereits in den Anfangsjahren Schuhe nach Südamerika. Durch die expansive Handelstätigkeit und den Ausbau des Beziehungsnetzes kommt es 1870 zur ersten Auslandvertretung in Montevideo, 1879 folgt Paris und 1881 London. Heute führt das Unternehmen weltweit rund 250 Filialen. Bally ist eine Tochtergesellschaft der österreichischen Labelux Group und hat ihren Hauptsitz im Kanton Tessin.
1845 beginnen Konditor David Sprüngli (1776–1862)  → Bd. 22 und sein 29-jähriger Sohn Rudolf Sprüngli (1816–1897)  → Bd. 22 mit der Herstellung von Schokolade. 1899 entsteht durch die Übernahme des Berner Traditionsunternehmens Lindt die Firma Lindt & Sprüngli. Es folgen erste Exporte bis auf den indischen Subkontinent. Die grosse Nachfrage nach Schokolade setzt aber erst in der Nachkriegszeit ein. Lindt & Sprüngli baut die Produktion im Inland aus und eröffnet 1947 die erste Auslandfiliale in Italien. Darauf folgen 1950 Deutschland und 1954 Frankreich. Seit 1986 ist die Lindt & Sprüngli AG an der Schweizer Börse kotiert. Heute betreibt die Firmengruppe Produktionsstätten in der Schweiz, Österreich, Frankreich, Italien, Deutschland und den USA. Vertriebsgesellschaften finden sich in verschiedenen europäischen Ländern sowie in Kanada, Australien, China und Mittelamerika.
In der vierten Generation expandiert das Unternehmen von Abraham Geilinger (1820–1880)  → Bd. 64 ins Ausland. Die 1845 in Winterthur gegründete Schlosserei und spätere Stahlbaufirma Geilinger & Co. beschränkt ihr Geschäft über 100 Jahre auf den Schweizer Markt. In einer Rezessionsphase der 1970er Jahre sucht das Unternehmen im Ausland neue Kunden und findet diese in Nord- und Westafrika sowie im Mittleren Osten. Dort baut die Firma unter anderem Stahlwerke, Kühlanlagen und Sportzentren. Erst in der fünften Generation expandiert der Landmaschinen- und Fahrzeugfabrikant Bucher ins Ausland. 1807 von Heinrich Bucher (1784–1850)  → Bd. 83 als Schmiede gegründet, entwickelt sich das Unternehmen durch Akquisitionen und Diversifizierung zu einem Grossunternehmen im Bereich des Maschinen- und Fahrzeugbaus, heute Bucher Industries. 1865 wird Gustav Adolf Hasler (1830–1900)  → Bd. 14 Teilhaber der Telegraphenwerkstätte Hasler & Escher. Sein Sohn Gustav Hasler (1877–1952)  → Bd. 14 baut sie zu einem internationalen Telekommunikationsunternehmen aus, heute Ascom.

Angaben in Prozent