Pionierunternehmen existieren über Generationen

Pionierunternehmen existieren über Generationen

Mehr als ein Drittel der 163 Pionierunternehmen existiert noch heute. Bei ihnen lässt sich eine Kontinuität bis zu den Gründerfirmen nachzeichnen. Ebenfalls ein gutes Drittel wird von Firmen übernommen oder schliesst sich mit anderen Unternehmen zusammen. Somit lassen sich in der heutigen Wirtschaft Linien zu 116 Pionierfirmen zurückverfolgen. Von diesen haben über drei Viertel ihren Sitz in der Schweiz. Das übrige Viertel verteilt sich hauptsächlich auf die EU und auf die USA.
Das älteste noch existierende Pionierunternehmen ist die Firma Rieter in Winterthur. Aus dem 1795 durch Johann Jacob Rieter (1762–1826)   → Bd. 62 gegründeten Handelshaus für Baumwolle und Gewürze entwickelt sich über die Jahre ein Spinnereiunternehmen mit eigener Maschinenwerkstätte. Noch heute ist die Herstellung von Textilmaschinen ein wichtiges Standbein des multinationalen Konzerns. Ebenfalls eine lange Tradition hat die 1802 von Johann Conrad Fischer (1773–1854)→ Bd. 74 gegründete Giesserei in Schaffhausen. Über Generationen hinweg entwickelt sich daraus ein Grossunternehmen, das noch heute als Georg Fischer AG Gussteile für Automobile und Präzisionsmaschinen herstellt.
Andere Pionierunternehmen existieren zwar heute noch, sind aber durch Übernahmen und Fusionen in einen grösseren Komplex integriert worden und nicht mehr als solche zu erkennen. So etwa das 1836 von Hans Heinrich Hürlimann (1803–1872)  → Bd. 68 ins Leben gerufene Brauereiunternehmen. Bis 1989 wird die Firma Hürlimann als Familienunternehmen geführt, dann aber in eine Holdinggesellschaft umgewandelt. 1996 fusioniert Hürlimann mit der Feldschlösschen-Holding, und 2000 übernimmt die dänische Brauerei Carlsberg das Getränkegeschäft des Unternehmens. Nicht alle Pionierunternehmen können ihre wirtschaftliche Attraktivität aufrechterhalten. Die schweizerische Textilbranche hatte besondere Schwierigkeiten, sich gegenüber der ausländischen Konkurrenz zu behaupten. So existieren etwa für die damalige Zeit fortschrittliche Textilunternehmen wie die von August Weidmann (1842–1928)  → Bd. 10 gegründete Seidenfärberei oder Johann Jakob Kellers (1823–1903)  → Bd. 25 Spinnerei heute nicht mehr.
Die Beständigkeit und Stabilität vieler Pionierfirmen ist umso eindrücklicher, wenn man diese mit aktuellen Zahlen vergleicht: Von den im Jahr 2003 in der Schweiz gegründeten Firmen besteht fünf Jahre später nur noch knapp die Hälfte. Dass viele Pionierfirmen noch heute existieren und zu einem Grossteil nach wie vor in der Schweiz domiziliert sind, kann auch auf die hiesige Standortattraktivität zurückgeführt werden. Hierzu tragen ausgezeichnete Rahmenbedingungen für Unternehmen bei, etwa die politische und wirtschaft­liche Stabilität, die Rechtssicherheit, die soliden Institutionen und die funktionstüchtigen Infrastrukturen sowie die hohe Effizienz der Behördenstellen.

Angaben in Prozent