- mit einer Einführung von Joseph Jung
- Umfang: 168 Seiten, 90 Bilder, Anmerkungsapparat,
- Sprache: Deutsch
- Themen: Tourismus, Alpinismus und Hotellerie in der Schweiz im 19. Jahrhundert, Eisenbahnlinien
- Buchvorschau
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CHF 33.00
Reto Wild im «Gastro Journal», 21. März 2024, online
Stephan Markus Seiler ist ein Urenkel der Hotelgründer und -dynastie der Familie Seiler. In seinem Buch schreibt er über den Aufschwung Zermatts als Tourismusdestination und die Hotelpioniere Alexander und Catharina Seiler. Der Gommer Bauernsohn und spätere «Hotelkönig von Zermatt» war eine starke Persönlichkeit und soll neue Konkurrenten auch mal als «Schweinehund» bezeichnet haben, was ihm eine Einladung vors Gericht einbrachte.
Solche Anekdoten, Briefe von Gemeindepräsidenten und 90 historische Bilder und Aufnahmen von Zermatt um 1870 machen das Buch mit seinen 170 Seiten sehr lesenswert. Als André Seiler, der letzte Vertreter der fünften Seiler-Generation, die Leitung der Hotels 2022 abgab, endete eine 170-jährige Familientradition.
Ruth Marending in «Gastronomie Zeitung», 25. März 2024, online
Die Familie Seiler schrieb in Zermatt Hotelgeschichte. Dazu ist ein Buch erschienen.
Stephan Seiler ist ein Urenkel von Catharina und Alexander Seiler-Cathrein. Seine Herkunft ermöglicht es ihm, auf unveröffentlichte Briefe, Gästebucheinträge und Bilder aus dem Hotel- und Familienarchiv zurückzugreifen. «Bereits in jungen Jahren musste ich einige Sommersaisons in unserem damaligen Hotel in Gletsch/VS mitarbeiten, und ich wusste bald, dass auch ich Hotelier werden würde», erinnert sich der 1960 geborene Nachfahre der Hotelpioniere. «Die Schulferien verbrachte ich meistens in unserem Chalet in Zermatt. Ehrfürchtig ging ich damals an den Hotels Monte Rosa und Mont Cervin vorbei, welche für uns Kinder tabu waren.»
Hotellerie als Familiensache
Alles begann 1853, als Alexander Seiler (1820–1891) die einzige Herberge in Zermatt mit zwölf Betten pachtete. Zusammen mit seiner Frau baute er in den Folgejahren ein Hotelreich auf. Die Seiler Hotels umfassten im Todesjahr von Catharina Seiler-Cathrein elf Hotels in Zermatt und Gletsch, wovon sechs im Besitz der Familie und fünf gepachtet waren. Mit dem Hotel Riffelalp erbaute Seiler 1884 das höchstgelegene Grand Hotel der Alpen.
Das «Goldene Zeitalter des Alpinismus» und die Erstbesteigung des Matterhorns 1865 machten Zermatt und die Seiler Hotels weltberühmt. Allen voran das Stammhaus Monte Rosa wurde zum Basislager für die zumeist britischen Alpinisten. Zahlreiche Einträge in den Gästebüchern und Zeitungsberichte zeugen von der zuvorkommenden Gastfreundschaft des Ehepaars Seiler. Nach dem Hinschied des Gründerpaares übernahmen die Kinder, die zuvor schon in den einzelnen Betrieben als Direktoren wirkten, die Hotelunternehmung.
«Ich gehöre zur vierten Generation der Hotelgründer, aber unser Familienzweig besass seit 1950 keine Aktienanteile mehr an den Seiler Hotels Zermatt», so Stephan Seiler. Er selbst arbeitete nach der Hotelfachschule in Zürich und in Bern. 1986 zog es ihn nach Südamerika. Seit seiner Rückkehr im Jahr 1999 arbeitet er im MICE-Geschäft.
Als 2014 die letzte Enkelin des Hotelgründers verstarb, hinterliess sie fünf Kartonschachteln mit Briefen und Dokumenten der Hotelgründer. Durch den Verkauf der Seiler Hotels Zermatt AG an die «Aevis Victoria/Reybier»-Gruppe im Jahr 2019 reifte in Stephan Seiler der Wunsch, aus diesen Unterlagen ein Buch zu veröffentlichen.
Steffan Eggel in «Walliser Bote», 16. März 2024, online
Die Geschichte von Zermatt auf dem Weg in die weltweite Topliga der Tourismusdestinationen ist eng mit dem Namen Seiler verbunden. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bauen Alexander Seiler und seine Frau Catharina Seiler-Cathrein ein einzigartiges Hotelimperium auf. Die unternehmerische Leistung der Familiendynastie ist mehr als beeindruckend. Über eine Zeit lang verfügten die Seilers über sämtliche Hotelzimmer am Matterhorn.
Kommt die Sprache auf Walliser Tourismuspioniere, fällt ziemlich rasch der Name Cesar Ritz, der sich in der Luxushotellerie einen Namen rund um den Globus machte. Weniger bekannt ist die Pionierrolle von Alexander und Catharina Seiler-Cathrein. Mit Ausnahme einer in jeder Beziehung gewichtigen Familienchronik fehlt – aus was für Gründen auch immer – bis jetzt eine Publikation, welche die imposante Leistung des Hotelierpaares ins öffentliche Bewusstsein gerückt hätte. Diese Lücke schliesst nun Urenkel Stephan Markus Seiler mit dem Buch über das Leben und Schaffen von Alexander und Catharina Seiler-Cathrein, welches dieser Tage erscheint.
Die anderen Seilers
Der Autor setzt mit seinem Werk nicht nur seinem Urgrossvater ein Denkmal, sondern holt auch seine Urgrossmutter als gleichberechtigte Partnerin des Seiler-Imperiums aus dem langen Schatten Alexanders. Stephan Markus Seiler korrigiert damit das landläufige Geschichtsbild, in dem fast ausschliesslich Männer in der Galerie der Hotelpioniere erscheinen. Den Frauen blieb eher die Rolle als schaffende Geister im Hintergrund. Bei den Seilers war das anders.
Der Gommer Kleinunternehmer und die Tochter aus gutbürgerlicher Briger Familie ergänzten sich in kongenialer Weise. Der Historiker Joseph Jung schreibt in seinem Vorwort: «Und manche der illustren Gäste, die Catharina und Alexander Seiler als Gastgeber in den höchsten Tönen lobten, sprachen der Hotelière die Hauptrolle zu.»
Führungspersönlichkeit und Hausfrau
Es ist müssig, im Rückspiegel darüber zu räsonieren, welche Richtung Alexander Seilers Karriere genommen hätte, wenn er nicht Catharina Seiler-Cathrein an seiner Seite gehabt hätte. Sie war auf jeden Fall mehr als die starke Frau, die ihrem Mann den Rücken freihielt.
Die Beiden führten für die damalige Zeit eine moderne Ehe. Catharina Seiler-Cathrein führte das operative Tagesgeschäft der Hotels selbstständig und erledigte sämtliche Korrespondenz, während Alexander Seiler in erster Linie für die Versorgung und die Weiterentwicklung der Hotels zuständig war.
Catharina Seiler übernimmt wie selbstverständlich die operative Führung der Seiler-Hotels beim Tode ihres Mannes im Jahre 1891. Dannzumal umfasst das Unternehmen allein sieben Hotels in Zermatt und ist das Hotelunternehmen mit den meisten Betten in der Schweiz.
Für die Frau des Hauses, die sich sehr karitativ betätigt, kommen noch die Mutterpflichten dazu. Catharina schenkte in 18 Jahren insgesamt 16 Kindern das Leben, wovon elf das Erwachsenalter erreichten. Die Seiler-Buben geniessen das Privileg einer humanistischen und akademischen Ausbildung und absolvieren in der Regel das streng katholisch geführte Internat Stella Matutina in Feldkirch. Mit dem ausgewiesenen Bildungsrucksack übernehmen sie später die Führung der Seiler-Hotels und belegen wie Alexander der Jüngere und Hermann wichtige politische Ämter. Sie bringen ihre wirtschaftsliberalen Ideen mit und rütteln gehörig an der festgefahrenen erzkonservativen Walliser Politik.
Die Tiroler Familie Cathrein
Catharinas Grossvater, der Maurer Johann Cathrein, war von Fiss im Tiroler Oberinntal ins Wallis eingewandert und heiratete 1887 Barbara Schmid von Raron. Sohn Andreas liess sich 1828 in Brig nieder. Als Major stand er eine Zeit lang in französischen Diensten. Danach betrieb er eine Eisenwarenhandlung, betätige sich auch als Flösser und bekleidete das Amt des Friedensrichters und des Präfekten im Bezirk Brig, was seine Stellung in der Briger Gesellschaft unterstreicht. Aus der Ehe mit Katharina Venetz entsprossen zehn Kinder. Als ältestes kam Tochter Catharina am 12. März 1834 zur Welt.
Wie so üblich musste sie sich um die jüngeren Geschwister kümmern. Sie genoss aber eine solide Ausbildung, was zu jener Zeit für ein Mädchen eher die Ausnahme war. Nach der Primarschule arbeitete sie als Haustocher bei Staatsrat Joseph Samuel Gross in Martinach. Im Hause Gross lernte sie die französische Sprache und kam mit den liberalen und freiheitlichen Ideen in Kontakt. Zurück in Brig half sie in der elterlichen Eisenwarenhandlung mit und bildete sich in Buchhaltung und kaufmännischer Korrespondenz weiter. In der Freizeit beschäftigte sich Catharina bevorzugt mit Literatur und Kunst. 1857 heiratet Catharina den 14 Jahre älteren Alexander, der seit Längerem in geschäftlichem Kontakt mit Vater Cathrein steht. Das Paar nimmt in Brig Wohnsitz.
Der Bergbauernbub
Alexander Seiler kam am 21. Februar 1820 in Blitzingen auf die Welt. Die Eltern Christian Johann Joseph Seiler und Maria Josepha, geborene Bürcher, führten einen kleinen Landwirtschafts- und einen Schreinereibetrieb. Alexander machte mit zwei Brüdern und drei Schwestern die klassische Entwicklung der Buben jener Zeit mit. In der elterlichen Landwirtschaft wurde jede Hand gebraucht, im Sommer ging es als Geisshirte auf die Alpen und in den Wintermonaten folgte der Schulunterricht beim Dorfpfarrer.
Die Seilers waren nicht arm und nicht reich, schreibt Autor Stephan Seiler zu den Familienverhältnissen. Immerhin durfte der älteste Sohn Joseph studieren, er sollte Priester werden. Der Start in die Berufskarriere von Alexander Seiler gestaltet sich alles andere als geradlinig. Nichts deutet in den ersten Jahren auf den Erfolg hin, der noch kommen sollte. Zuerst organisiert Joseph vom Priesterseminar in Sitten aus seinem jüngeren Bruder eine Lehrstelle als Seifensieder in Munderkingen in Baden-Württemberg. Alexander lernt hier nicht nur das Handwerk, sondern erwirbt auch kaufmännische Kenntnisse. In einem Brief vom 21. Dezember 1841 an seinen Bruder schreibt er, «es ist ein Glück, dass ich in Deutschland bin, nicht nur für mich, sondern für die ganze Familie, weil ich vieles lernen kann» und dass die Mutter unbekümmert sein solle.
Harziger Start ins Unternehmertum
Und wieder ist es Student Joseph, der die Vorarbeiten für die Gründung einer Seifen- und Lichter-Fabrik in Sitten leistet. Im Juli 1842 unterschreiben die drei Seiler-Brüder Joseph, Alexander und der erst 15-jährige Franz mit dem Ratsherrn Peter Xaver von Riedmatten, der das nötige Kapital bereitstellt, einen Gesellschaftsvertrag. Das Geschäft schleppt sich zäh dahin. Offenbar hat niemand auf die neue Firma gewartet. Geldgeber von Riedmatten schiesst nochmals Geld ein. Vergeblich ersuchen die Brüder Seiler beim Staatsrat um Erlass oder Reduktion der Importsteuer auf die Rohstoffe für die Seifenproduktion.
Im Herbst 1843 bekommt Joseph Seiler ein Stipendium für das Collegium Helveticum am Mailänder Seminar, wo er das vierjährige Theologiestudium beginnt. Auf sich allein gestellt handelt Alexander mit Produkten und Lebensmitteln aller Art und versucht sich gar im Schnapsbrennen, um das Geschäft über Wasser zu halten. Aus Mailand meldet sich Bruder Joseph mit gut gemeinten Ratschlägen, aber auch heftigem Tadel. Alexanders häufige Frauengeschichten sind bis nach Mailand durchgesickert.
1847 wird Joseph Seiler im Mailand zum Priester geweiht. Statt des gewünschten Lehrerpostens am Jesuitenkollegium in Brig (nach dem von den katholischen Kantonen verlorenen Sonderbundskrieg wurden die Jesuiten des Landes verwiesen und das Kollegium Brig kurzzeitig geschlossen) schickte der Bischof Joseph Seiler als Kaplan nach Zermatt. Die wie eine Verbannung aussehende Versetzung ins abgelegene Bergdorf sollte sich als Fügung des Schicksals für die Seilers herausstellen.
Seilers visionärer Weitblick
Dem jungen Kaplan entgeht nicht, dass im Sommer zahlreiche Fremde nach Zermatt kommen und Unterkunft suchen. Mit Pfarrer Ruden plant er auf Riffel ein Wirtshaus mit Gästebetten und berichtet seinem Bruder in Sitten von der neuen Geschäftsidee. Die Pläne werden nicht umgesetzt, denn Joseph Seiler wird schon im Herbst 1848 ans wieder eröffnete Kollegium Brig berufen.
Das Geschäft in Sitten wirft trotz allen Schwierigkeiten kleinere Gewinne ab, denn bis 1852 können die Brüder ihrem Teilhaber von Riedmatten alle Schulden vollständig zurückzahlen.
Ein Jahr zuvor war Alexander Seiler dem Ruf nach Zermatt doch noch gefolgt. Der grossartige Anblick des Matterhorns sollte ihn nicht mehr loslassen. Mit visionärem Blick erfasst Alexander Seiler das touristische Potenzial von Zermatts grandioser Bergwelt. Die Tragödie bei der Erstbesteigung des Matterhorns 1865 wirkt als Verstärker des Tourismus.
Im jungen Bundesstaat Schweiz nutzen Pioniere wie Alexander Seiler die wirtschaftlichen Freiheiten und bauen mit ausgeprägten unternehmerischen Fähigkeiten ihre Imperien auf. Verzahnt in der Politik werden sie zu einem eigentlichen Machtfaktor, der auch Neid und Missgunst auslöst, was nicht zuletzt zu einem langen Rechtsstreit um die Einbürgerung der Familie in Zermatt führt.
Legendäre Gastfreundschaft
Seiler weiss instinktiv, was die vornehmlich englische Klientel mit bergsteigerischen Ambitionen von einem Hotel und den dazugehörigen Annehmlichkeiten verlangt. Die gepflegte Gastfreundschaft von Catharina und Alexander Seiler-Cathrein sind legendär.
Die Seilers expandieren gezielt und bauen Hotels auf dem Riffelberg und in Gletsch. Die Führung des stetig wachsenden Konzerns wird auf die Schultern der grossen Familie verteilt. Das Hotelreich wird zum reinen Familienbetrieb.
Das Fazit
Das Buch von Stephan Markus Seiler liest sich als spannend aufbereitete Familiensaga. Interessante Randgeschichten und erstmals veröffentlichte Briefe aus dem Privatarchiv bereichern die 170-seitige Publikation. Darin ist aber auch ein schönes Stück Walliser Geschichte verpackt und wirft einen Blick auf die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse des Kantons Wallis in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Remo Maßat in «Walliser Zeitung», 8. Februar 2024, online
Sie gehören zu den wichtigsten Wirtschaftspionieren des Oberwallis und zu den grössten Hoteliers der Schweiz: Alexander und Catharina Seiler aus Zermatt. Erstaunlich ist, dass Seiler bis kurz vor seinem Tod als Fremder behandelt wurde und kein Burgerrecht erhielt.
Endlich könnte man sagen, erscheint nun ihre Biographie in der Reihe «Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik».
Das Buch schildert den kometenhaften Aufbau des Hotelreichs von Alexander (1820–1891) und Catharina (1834–1895) Seiler, das ausgehend von einer kleinen Herberge in Zermatt mit 12 Betten im Jahr 1853 auf 11 Hotels mit rund 1200 Betten in den 1890er-Jahren wuchs.
Es bietet überdies einen spannenden Einblick in die damalige Zeit, indem die Hoteliers, ihre Gäste und weitere Zeitzeugen ausführlich zur Sprache kommen. So taucht man ein in die Welt der britischen Alpinisten, die bei Seiler jene zuvorkommende Gastfreundschaft fanden, die ihren Ansprüchen genügten.
Unter den vielen Episoden sticht die Erstbesteigung des Matterhorns hervor, die eng mit den Seiler-Hotels verbunden war und deren tragisches Ende den Tourismus in Zermatt beflügelte. Schließlich widmet sich das Buch den privaten Seiten der Familie Seiler, die sich für Infrastrukturen und auch caritativ engagierten.
Zermatt unter Zwangsverwaltung
Und nicht zuletzt wird eine konzise Darstellung des 18-jährigen Rechtsstreits gegeben, das zur Einbürgerung der Familie Seiler in Zermatt führte, zunächst aber zu einer Zwangsverwaltung Zermatts, die schweizweit für Aufsehen sorgte und bis heute spürbar ist.
Der Autor, ein Urenkel
Der Autor, Stephan Seiler, ist ein Urenkel von Catharina und Alexander Seiler-Cathrein. Als solcher hatte er Zugang zu bislang unveröffentlichten Briefen, Gästebucheinträgen und Bildern aus dem Hotel- bzw. Familienarchiv zurückgreifen.
Als Einführung ordnet Prof. Dr. Joseph Jung die Geschichte der Familie Seiler und ihre landesweite Bedeutung in den wirtschaftsgeschichtlichen Kontext ein.
Walter Finkbohner auf «wallis24», 3. Februar 2024, online
Die italienische Tourismusministerin Santaché beklagte sich im Dezember des vergangenen Jahres bitterlich, dass die besten Hotelfachschulen der Welt nicht in Italien, sondern in der Schweiz die Elite der Hotellerie ausbilden. Sie meinte, dass die Schweiz wohl die beste Schokolade herstelle, dass aber die beste Empfangskultur Italien gehöre.
Warum auch nicht, aber „ohne Fleiss kein Preis“
Und gerade hier hat die kleine Schweiz bereits beim Aufkommen des Welt-Tourismus im vorletzten Jahrhundert – rund ab 1870 – gerade in Italien viel erreicht und Massstäbe gesetzt. Die grossen Schweizer Hoteliers Franz Josef Bucher, Alberto Hassler, Gerardo Kraft und Cesar Ritz eröffneten und führten in Rom, Catania, Firenze, Torino, Sestri Ponente und Bellagio Grand-Hotels, die zu den Weltbesten gehörten und viel zu einer exquisiten Gastfreundschaft im „Bel Paese“ beigetragen haben.
Wie der Hotelkönig Cesar Ritz, sind auch Alexander und Catharina Seiler Oberwalliser aus dem Goms. Beide waren im Hotelgewerbe Autodidakten, doch lernten sie schnell, wie man Gäste aus der weiten Welt zufrieden stellt. Bereits 1853 pachteten sie die einzige Herberge in Zermatt mit 12 Betten, denn sie hatten den internationalen touristischen Wert des verschlafenen Bergdorfes unter dem Matterhorn erkannt. Sie beobachteten und achteten die Wünsche der Touristen und bauten ihr Angebot Schritt um Schritt aus. Natürlich informierten sie sich über die Geheimnisse der Hotelführung und der modernen Standards. Bereits 1895 konnten sie 1200 Betten in eigenen oder gepachteten Hotels in Zermatt und am Rhonegletscher anbieten. Sie engagierten sich für den Bau von Telegrafenleitungen und der Eisenbahn nach Zermatt: Sie wussten, dass sich der Tourismus und die Wirtschaft nur mit guten Infrastrukturen entwickeln können.
Das Geheimnis ihres Erfolges waren die perfekten Dienstleistungen in Zimmer, Küche und Keller. Zu den Gästen pflegten sie eine ehrliche Freundschaft. Heute nennt sich dies „Kundenbindung“, aber oft ist sie nicht mehr als ein blutleeres Schlagwort im elektronischen Kontakt mit den Gästen.
Die Verlagsreihe „Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik“ hat ihren neuesten Band dem Hotelpionier Ehepaar Seiler gewidmet und zwar unter dem Titel „Von einfachen Herbergen zu stilvollen Grand Hotels in Zermatt und Gletsch“. Autoren sind Stephan Seiler, ein Urenkel von Alexander Seiler, der auf bisher unveröffentlichte Dokumente zurückgreifen konnte und der bekannte Prof. Joseph Jung, der die landesweite Bedeutung der Seilers in den wirtschaftsgeschichtlichen Kontext einordnet. Es entstand dabei eine interessante und sehr lesenswerte Biografie.
Stephan Markus Seiler (*1960) ist ein Urenkel der Hotelgründer. Er besuchte das Gymnasium Stella Matutina in Feldkirch und die Hotelfachschule Lausanne, bevor er für verschiedene renommierte Luxushotels in der Schweiz und in Südamerika tätig war. Heute organisiert er internationale Ärztekongresse im In- und Ausland. (hc.deepsih@reliess)
(Stand: 2024)
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