Salomon Hegner

1789–1869
«Nach 1811 liess die Glarner Linth das Ufer des Walensees allmählich verlanden. Dadurch verlängerte sich die Kanalstrecke, was zu einer Verlangsamung der Fliessgeschwindigkeit führte. Somit verlor das Wasser an Kraft, um grössere Geschiebebrocken zu transportieren. In der Folge erhöhte sich das Flussbett allmählich, und 1830 stellte Hegner fest, dass eine Erhöhung der Dämme unumgänglich war. Ausserdem schlug er vor, mit quer zur Fliessrichtung stehenden Spornen das Wasser gegen die Mitte des Kanals hin zusammenzudrängen und zu beschleunigen, um eine Erosion der Sohle und somit deren Absenkung zu erreichen.»

Wasserbauexperte für die Linth und die ganze Schweiz

Die Linthkorrektion war das bis dahin grösste Infrastrukturvorhaben in der Schweiz, das nicht nur für die lokale Bevölkerung grössten Nutzen hatte, sondern auch das schweizerische Nationalbewusstsein wesentlich stärkte.
Nachfolger des am 9. März 1823 verstorbenen Hans Konrad Escher, der als eigentlicher Erbauer der Linthkorrektion in die Geschichte einging, war der gebürtige Winterthurer Ingenieur Salomon Hegner (1789–1869). Auf seine Initiative hin wurde vor 200 Jahren die eigentliche Linthkorrektion für vollendet erklärt. Doch das Linthwerk blieb eine dauerhafte Aufgabe.

Salomon Hegner erblickte am 22. November 1789 in Winterthur das Licht der Welt. Sein Vater, Salomon Hegner senior, war damals Schultheiss in Winterthur. Bereits mit 15 Jahren arbeitete Salomon Hegner in der königlichen Saline Dieuze in Frankreich unter der Leitung von Hofrat Johann Sebastian Clais (1742–1809, Pionierband 52). Von da ging er 1806 nach Paris, wo er an der «Ecole polytechnique» sowie der «Ecole des ponts et chaussées» Chemie und Ingenieurwesen studierte.

Im Jahre 1816 heiratete Hegner Susanne Clais, die Tochter seines ehemaligen Arbeitgebers, und wurde im selben Jahr zum kantonalen Inspektor für Strassen- und Wasserbau ernannt. Als solcher beschäftigte er sich mit Korrektionsplänen für die Glatt, deren Entwürfe weitgehend von Hans Konrad Escher stammten. Bald kamen  Aufträge aus der ganzen Schweiz dazu: Ebenfalls mit Escher untersuchte Hegner bei Sargans die Gefahr eines Durchbruchs des Rheins ins Seeztal und bis zum Walensee. In den 1820er Jahren erstellte Hegner im Auftrag Berns ein Gutachten über die Korrektion der Aare. Schliesslich waren seine Einschätzungen auch in der Folge von Überschwemmungen im ganzen Land immer wieder gefragt.

1822 betraute die Tagsatzung Hegner mit einem Gutachten zur Abklärung, ob das Linthwerk als vollendet gelten könne. Die Angelegenheit war heikel, da nach einem offiziellen Abschluss die Kantone für den Unterhalt aufkommen mussten und nicht mehr die Tagsatzung. Hegner kam zum Schluss, dass das Bauwerk soweit beendet war, dass es den Kantonen übergeben werden könne. Dem stimmte die Tagsatzung am 14. August 1823 zu und wählte Salomon Hegner zum technischen Mitglied der ständigen Linthwasserbaupolizeikommission.

Bis 1836 leitete er die technischen Arbeiten am Linthwerk. Eine Herausforderung stellte insbesondere die drohende Verlandung der Mündung in den Walensee und die Erhöhung des Flussbetts aufgrund des Geschiebes dar. Hegner versuchte mit Querspornen im Kanal das Flussbett zu verengen und damit die Fliessgeschwindigkeit zu erhöhen. Von grossem Einfluss auf den Wasserlauf und den Hochwasserschutz waren auch die neuen Fabriken mit ihren Wasserrädern. Deshalb musste Hegner jedes Baugesuch für eine Fabrik prüfen.

Die Ingenieursausbildung fand damals weitgehend im militärischen Rahmen statt. So waren auch die von Hegner besuchte Ecole polytechnique in Paris eine Militärakademie. Und es ist deshalb nicht verwunderlich, dass zahlreiche Wasserbauer jener Zeit Generalstabsoffiziere waren, wie auch Salomon Hegner, der als Oberst die Genietruppen kommandierte und in Basel die Fortifikationsbauten leitete. Nachdem er sich bereits 1846 ins Privatleben zurückgezogen hatte, starb Salomon Hegner am 27. April 1869 auf Schloss Eppishausen im Kanton Thurgau.

Bücher und weitere Infos

Band 82

Herren über wildes Wasser

Die Linthingenieure als Bundesexperten im 19. Jahrhundert

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