Philippe Suchard

1797–1884
Nicht ganz zufällig wird Philippe Suchard im ersten und dann in mehrere Bänden der Reihe «Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik» gewürdigt. Suchard ersann 1826 als Confiseur in Neuenburg den Mélangeur zur Vermengung von Zucker und Kakaopulver, was den Grundstein für die Suchard-Schokolade-Erfolgsgeschichte legte. Ab 1834 befuhr er den Neuenburgersee mit dem schweizweit ersten Dampfschiff aus Eisen. Darüber hinaus betätigte er sich als Seidenraupenzüchter, Asphalt-Verkäufer und Auswanderungsvermittler.

Schokolade, Reklame, Dampfschifffahrt

Der Schokoladepionier Philippe Suchard (1797–1884) hat das Bild der Schweiz als Schokoladeland nachhaltig geprägt. Als Unternehmer vom Stil eines Patrons war er aber auch ein Meister der Reklame, faszinierte sich für die Dampfschifffahrt und zahlreiche weitere Geschäftsfelder. 

Sein Geburtstag jährte sich in diesen Tagen zum 220. Mal. Philippe Suchard wurde am 9. Oktober 1797 im neuenburgischen Boudry als Sohn einer Gastwirtsfamilie mit hugenottischen Wurzeln geboren. Nach einer Lehre als Zuckerbäcker realisierte Philippe Suchard seinen Bubentraum und wagte eine Amerikareise mit dem Traum von Wohlstand und sozialem Aufstieg. Obwohl sich sein Traum nicht erfüllte, kehrte Suchard mit Begeisterung für freiheitliche Ordnung und Unternehmertum in die Schweiz zurück. Als nun selbständiger Chocolatier gelingt ihm in einer leerstehenden Mühle in der Schlucht des Wildbachs von Serrières bei Neuenburg der Durchbruch. Mit Hilfe der Wasserkraft konnte er Kakaobohnen effizient verarbeiten und so in grossem Stil Schokolade herstellen. Er experimentierte mit neuen Schokoladerezepturen und Produktionsmethoden. Die Neuenburger blieben zunächst kritisch, denn Schokolade war bis anhin ein Luxusprodukt. Bald aber wurden die oberen Gesellschaftsschichten zu Schokoladeliebhabern.

Als Patron sorgte sich Suchard um seine Arbeiter. In der nun wachsenden Schokoladefabrik wurde sehr auf Hygiene geachtet: Die Unterarme hatten stets nackt zu sein und die die Arbeiterinnen durften nur mit hochgesteckten Haaren arbeiten. Des Weiteren liess Suchard ab den 1860er Jahren Arbeiterwohnhäuser bauen, richtete eine Badeanstalt für die Arbeiter ein und schloss zum 50-Jahr-Jubiläum der Firma 1876 eine Unfallversicherung für alle Arbeitnehmenden ab.

Philippe Suchard warb auf vielfältige Weise als einer der ersten in der Schweiz in Zeitungen, an Fassaden, in Bahnhöfen und sogar an Felswänden für seine Schokolade. Auch an internationalen Ausstellungen erregte er Aufmerksamkeit mit seinen folkloristisch angehauchten Plakaten und den sorgfältig verzierten Schokoladeschachteln. Damit prägte er auch das Bild der Schweiz als Alpen-Idylle. Dies war nicht zuletzt eine Grundlage für neue Absatzmärkte mit Filialen in der ganzen Welt.

Suchards Begeisterung für neue Techniken zeigt sich auch bei den Verkehrsmitteln. 1833 liess er das erste Dampfschiff für den Neuenburgersee bauen und lenkte es selbst, sieben Tage die Woche. Es wurde zum Kursschiff zwischen Neuenburg und Yverdon sowie zwischen Neuenburg und Murten. Selbstverständlich machte er auf dem Schiff auch Werbung für seine Schokolade, indem er sie gratis verteilte. 

Zeitweilig experimentierte Suchard mit einer Seidenraupenzucht und kaufte Land in Nordamerika, um vor Ort die Schweizer Auswanderer auf die neue Heimat vorzubereiten. Diese Unternehmungen waren aber nicht von Erfolg gekrönt.  

Nach einem intensiven Leben verstarb Philippe Suchard in hohem Alter am 14. Januar 1884 in Serrières.

Bücher und weitere Infos

Band 56

Philippe Suchard (1797–1884)

Schokoladepionier, Kapitän und Meister der Reklame

Band 89

Transport und Tourismus

Pioniere der Dampfschifffahrt

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