Peter Jenny

1824–1879
Peter Jenny (1824–1879) wurde vom Bauernsohn zum international tätigen Textilindustriellen. Wie damals üblich, engagierte er sich auch für den Infrastruktur-Aufbau in seiner Heimat sowie in der kantonalen und eidgenössischen Politik. Schliesslich ist die Gründung des Schweizerischen Industrie- und Handelsvereins wesentlich auf seine Initiative zurückzuführen. Damit legte er den Grundstein für den heutigen Dachverband Economiesuisse.

Textilindustrieller und Initiator des «Vororts»

Gastbeitrag von Monika Rühl*

Die Vita von Peter Jenny ist eindrücklich. Er war Bauernsohn, absolvierte eine kaufmännische Ausbildung in Wattwil und Ancona sowie Lehrjahre bei einer deutschen Handelsgesellschaft in Singapur. Mit seiner Schwiegerfamilie führte er die Textildruckerei und global tätige Handelsgesellschaft Blumer & Jenny mit Sitz im glarnerischen Schwanden. Peter Jenny eröffnete zudem in Manila auf den Philippinen eine eigene Firma. Diese importierte Textilien vom Stammhaus in Schwanden sowie Uhren und exportierte philippinischen Tabak, Zigarren und Zucker. Wie im jungen Bundesstaat üblich, war Jenny gleichzeitig Unternehmer, Politiker und Diplomat. In Manila war er fast zwangsläufig auch als Konsul tätig. Peter Jenny war zudem Glarner Ratsherr und Mitglied der Glarner Standeskommission. Später sass er auch im National- und im Ständerat.

Auch im Bereich der Schlüsselinfrastrukturen spielte Jenny eine wichtige Rolle: So war er Verwaltungsrat der Vereinigten Schweizerbahnen und initiierte den im Jahr 1879 eröffneten Bahnanschluss ins Glarner Hinterland. Jenny ist also einer jener Pioniere, die aus dem kleinen Heimmarkt Schweiz in entlegene Regionen der Welt aufgebrochen sind und dort einen internationalen Warenhandel aufgezogen haben. Ohne dabei aber den Schweizer Heimmarkt aus den Augen zu verlieren – im Gegenteil: das Engagement für den Standort Schweiz war für Jenny zeitlebens eine Herzensangelegenheit.

Peter Jenny steht aber auch für einen Pionier, der den Wert des Gemeinsinns hochhielt und gelebt hat. Zum einen, weil er überzeugt war, dass man gemeinsam stärker ist. Dies war auch ein Leitgedanke bei der Gründung des nationalen Dachverbands der Wirtschaft. Nach der Bundesstaatsgründung 1848 war Handelspolitik nicht mehr länger kantonal, sondern national. Und so hat die Glarner Handels-Commission im Frühjahr 1869 auf Initiative von Peter Jenny die verschiedenen kantonalen Handelskammern kontaktiert und so den Grundstein für den Schweizerischen Industrie- und Handelsverein gelegt; den sogenannten «Vorort», der zur Vorgängerorganisation von Economiesuisse wurde.

Zum anderen war Peter Jenny einer derjenigen Unternehmer, die Hand geboten haben für das Glarner Fabrikgesetz von 1864. Mit diesem Gesetz wurde unter anderem die tägliche Arbeitszeit auf höchstens zwölf Stunden festgelegt und die Fabrikarbeit für schulpflichtige Kinder verboten. Das schweizweit erste Fabrikgesetz im Kanton Glarus war eine Pionierleistung, die den Gemeinsinn zum Ausdruck bringt.

Im hohen Alter von 84 Jahren durfte Richard La Nicca die Eröffnung des Hagneck-Kanals, der das Herzstück der Juragewässerkorrektion bildete, miterleben. Er verstarb fünf Jahre später am 27. August 1883 in Chur.

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