Zuger Baumeister
Leonz Landis (1813–1878) beginnt ein neues Kapitel in der Firmengeschichte. Haben seine Vorfahren noch in bescheidenen Verhältnissen gelebt, so strebt Leonz nach grösseren Aufträgen. Die Zeit ist günstig, denn in der Stadt Zug erwachen die Kräfte der Veränderung in Politik, Wirtschaft und Kultur. Stück um Stück überflügelt die Industrie die Landwirtschaft als Haupterwerbszweig und stimuliert damit auch das Baugewerbe mit zahlreichen privat und öffentlich finanzierten Vorhaben.
Den Grundstein für seinen wirtschaftlichen Erfolg legt Leonz Landis 1850. Er baut an der Artherstrasse für einen Zuger Zahnarzt die Villa «Unterer Frauenstein» mit Waschhaus und Badehaus am See. 1860 ist er endlich in der Lage, zu heiraten und einen Hausstand zu gründen. Im Alter von 47 Jahren vermählt er sich mit der fast 20 Jahre jüngeren Anna Elisabetha Annen (1831–1918). 1865 kauft Leonz Landis ein rund 580 qm grosses Stück Wiesland an der Baarerstrasse zum Preis von 7 Franken pro qm. Darauf baut er für seinen Betrieb ein Magazin mit Wohnung. Dieser Standort ist strategisch klug gewählt, denn entlang der Baarerstrasse entwickelt sich die Zuger Neustadt. Es beginnt die Zeit der öffentlichen Infrastrukturbauten wie Bahnhöfe, Amtsgebäude, Postgebäude, Kasernen und Zeughäuser, Schulen, Spitäler, Strassen und Wasserleitungen. Einige dieser lukrativen Aufträge vermag sich Leonz Landis zu sichern.
Sein Paradestück sind die Baumeisterarbeiten im ersten Bahnhof in Zug, der 1864 als Sackbahnhof an der Bundesstrasse beim heutigen Bundesplatz mit Blick auf den See eröffnet wird. 1898 wird das Gebäude von seinem Sohn Johann Landis Stein für Stein als Bahnhof Wollishofen wieder aufgebaut, wo es heute noch steht. Bei der Erstellung des Regierungsgebäudes in den Jahren 1869-1873, dem einzigen Staatsbau der Innerschweiz im 19. Jahrhundert, zeigt sich Leonz Landis als innovativer Baumeister. Für die richtige Fundierung des Regierungsgebäudes müssen mehr als 500 Pfähle eingerammt und darauf ein Rost gelegt werden. Noch heute gibt die Natursteinbekleidung dem repräsentativen Neurenaissance-Gebäude mit flachem Walmdach ein spezielles Ambiente.
Im Jahr 1875 wird der 62-jährige Leonz Landis Bürger der Stadtgemeinde Zug. Als er drei Jahre später verstirbt, hinterlässt er ein ansehnliches Vermögen. Denn Leonz ist nicht nur ein tüchtiger Baumeister, sondern er erkennt auch die Aufbruchstimmung und nutzt die Chancen, welche sich durch die Eisenbahn und die wirtschaftliche Öffnung von Zug ergeben. Seine Nachfolger werden in Zug weitere massgebliche Bauten erstellen und das Stadtbild und die Stadtentwicklung entscheidend prägen und vorantreiben.