Parkettproduzent, Bergbahn- und Hotelpionier
Das Duo Bucher-Durrer gründet und betreibt ab den 1860er-Jahren eine weitverzweigte, international tätige Gesellschaft mit Luxushotels, Bergbahnen, Parkettfabriken und Sägereien. Während sich Franz Josef Bucher-Durrer als Hotelpionier einen Namen macht, geht Josef Durrer-Gasser als Erfinder in die Geschichte ein. Er ist Schöpfer der sogenannten Zangenbremse bei Standseilbahnen.
Josef Durrer kommt am 24. Januar 1841 in Kerns im Kanton Obwalden auf die Welt. Seine Schulbildung ist bescheiden. Schon früh geht er seinem Vater, einem Schreiner, zur Hand. Bei der praktischen Arbeit entwickelt Josef einen ausgesprochenen Sinn für Technik und Maschinen. Mit 22 Jahren pachtet er eine Sägerei, die er mit seinem Vater und seinen Brüdern betreibt. 1864 kommt es zur folgenreichen Begegnung mit dem sieben Jahre älteren Franz Josef Bucher, der ebenfalls aus Kerns stammt. Voller Tatendrang und Energie gründen die beiden 1864 die Firma Bucher & Durrer. Zunächst bauen sie Scheunen und einfache Chalets.
Dank reichlicher und billiger Holzvorräte in Obwalden sehen die Jungunternehmer in vorfabriziertem Parkett ein grosses Potenzial. In Kägiswil (OW) gründen sie 1868 eine Parkettfabrik. Diese wird neben der bereits bestehenden Parkett- und Chaletfabrik Interlaken bald schweizweit führend. Um unabhängig von Holzlieferungen zu sein, kaufen Bucher & Durrer Wälder, zunächst in der Umgebung, später in Osteuropa. Neben der Parkettproduktion hält das Duo stets Ausschau nach neuen Geschäftsfeldern. Sie betätigen sich als Bauunternehmer und schliesslich als Hotel- und Bergbahnpioniere. Die beiden Compagnons ergänzen sich vortrefflich, wie der Durrer-Biograf Alfred Waldis schreibt: Durrer ist weitblickend, jedoch vorsichtig und abwägend, Bucher der dynamische Draufgänger, kühne Verhandler und Verkäufer.
Während sich Bucher vor allem mit Hotel- und Bergbahnunternehmen profiliert und sein Hotelimperium ausbaut, konzentriert sich Durrer auf den Parkettbetrieb, auf die Beratung beim Bahn- und Kraftwerkbau sowie auf die Erstellung von Bergbahnen und technischen Konstruktionen. Das kreative, aber ungleiche Gespann gerät in Zwist, die Partnerschaft wird vorübergehend aufgelöst, neu gegründet und schliesslich 1895 doch endgültig getrennt.
Das bedeutendste Projekt von Bucher & Durrer ist der Bau des spektakulären «Grand Hotel Bürgenstock» im Jahr 1873 und 1888 die Eröffnung der Bürgenstockbahn. Sie ist die erste elektrisch betriebene Standseilbahn der Schweiz. Bei der Stanserhornbahn von 1893 kommt die epochenmachende Erfindung von Josef Durrer erstmals zum Einsatz, eine automatische Schienenbremse im Fall eines Zugseil-Bruchs.
Im hohen Alter von 84 Jahren durfte Richard La Nicca die Eröffnung des Hagneck-Kanals, der das Herzstück der Juragewässerkorrektion bildete, miterleben. Er verstarb fünf Jahre später am 27. August 1883 in Chur.
Neben seiner Tätigkeit im Bergbahnbau treibt Durrer die Parkettfabrikation voran. 1881 kauft er in Siebenbürgen 20‘000 Eichenstämme, erwirbt grosse Wälder in Bosnien, der Moldau, der Walachei (Rumänien) und dringt gar bis in den Kaukasus vor. Das Holz wird in den eigenen Sägereien geschnitten und in einer Möbel- und Parkettfabrik in Bukarest verarbeitet. Überall, wo Bucher baut, liefert ihm Durrer das Holz, z.B. für das Hotel Semiramis in Kairo. Zu den letzten Tätigkeiten Durrers gehört der Bau der Braunwaldbahn und des «Grand Hotel Braunwald». Durch und durch Unternehmer, kann sich Durrer im kleinen Kanton Obwalden der Politik nicht ganz entziehen. Sein kurzes Regierungsratsmandat empfindet er als eine Belastung.
Am 26. April 1919 verstirbt Josef Durrer an seinem Geschäftssitz in Sarnen.