Johannes Maritz

1680–1743
Die Entwicklung war streng geheim: Denn mit seinem neuartigen Bohrverfahren für Geschützrohre hat Johannes Maritz die französische Artillerie auf einen neuen Entwicklungsstand gebracht, sie zielsicherer und flexibler gemacht. Dazu verwendete er eine Horizontalbohrmaschine, bei welcher der Lauf der Kanone um den Bohrkopf gedreht wurde. Viele Jahrzehnte gelang es, das Produktionsgeheimnis zu wahren. Erst 1774 meldete ein englischer Industrieller ein dem Maritz-Verfahren ähnliches System zum Patent an – rund 60 Jahre nach der bahnbrechenden Erfindung von Johannes Maritz.

Die Giesserdynastie Maritz Teil I – revolutionärer Kanonenguss von Johannes Maritz

Kriege hemmen die wirtschaftliche Entwicklung. Die militärischen Investitionen führen aber auch zu technischen Entwicklungen, die später in zivilen Bereichen bedeutsam werden können. Ein Beispiel dafür war die Familie Maritz, die im 18. Jahrhundert zu den weltbesten Giessern von Geschützrohren gehörte. Ihre Entwicklungen beeinflussten das Schlachtgeschehen der französischen Revolutionskriege und sorgten für eine bessere Wasserversorgung in den Städten. An erster Stelle stand Johannes Maritz mit seinem neuartigen Bohrverfahren. 

Johannes Maritz (1680–1743) wurde am 11. April 1680 in Burgdorf (BE) als Sohn des Konrad Maritz und der Susanna Spitteler geboren. Über seine Ausbildung ist nur bekannt, dass er wie sein Vater das Handwerk des Drehers erlernte.

Bekannt aber ist seine Erfindung zur Ausbohrung von im Vollguss hergestellten Geschützrohren. Johannes Maritz verwendete dafür eine Horizontalbohrmaschine, bei welcher der Lauf der Kanone um den Bohrkopf gedreht wurde. Die Ausbohrung von Geschützrohren erlaubte dünnwandigere und damit leichtere Rohre mit einem kontinuierlichen Laufquerschnitt, was zu einer höheren Präzision beim Schiessen führte. Schliesslich war auch die Herstellungszeit kürzer. Gegenüber dem traditionellen Eisen- oder Bronzeguss mit einem Giesskern in der Form eines Innenrohres, der nachträglich mühsam herausgeschlagen werden musste, stellte dieses Verfahren einen grossen Fortschritt dar.

Genaue Daten des ersten Giessvorgangs mit Ausbohrung sind nicht bekannt. Denn allgemein im Rüstungsbereich, wurde auch die Herstellung von Kanonen streng geheim gehalten, damit die Produktionsverfahren und die Produktionszahlen nicht an mögliche Feinde gelangten. Trotzdem ist uns der erste Grossauftrag überliefert. Von 1715 bis 1719 konnte Johannes Maritz für die Berner Artillerie 300 Kanonen anfertigen.

Im Jahre 1722 zog Johannes Maritz nach Genf, wo er seine Giesseinrichtung und Bohrmaschine für einen Auftrag beim Pumpwerk der Genfer Wasserversorgung verwendete. Daraufhin ernannte man ihn zum «Directeur de la machine des eaux». Später wurde Johannes Maritz Giessereimeister von Lyon, wobei er zuerst die gesamten Giessereiwerkstätten von Lyon sanieren und die Artilleriegilde von seiner Innovation überzeugen musste

Bücher und weitere Infos

Band 107

Bei Kaisern und Königen

Waffentechniker und Strategen von Weltruf

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