Vater des Pilatus Porter
«Henry Fierz (1897–1972) war als Flugzeugkonstrukteur bestimmt das beste Leichtbau-Genie auf internationaler Ebene», lautete das Urteil seines beruflichen Weggefährten Emil Singenberger. In der Tat wird der PC-6, Fierz’ durchschlagendste Entwicklung, noch heute gebaut.
Im Jahr seines Studienabschlusses reiste Henry Fierz in die USA, um in der damals führenden Flugzeugindustrie berufliches Know-how zu erwerben. Doch bevor er bei den Flugzeugfirmen «Curtiss», «Douglas» und «Packard» tätig war, musste er seinen Lebensunterhalt im Strassenbau verdienen. Die Jahre in Übersee waren prägend. Insbesondere bei «Douglas» lernte er mit Leichtmetall zu arbeiten und Stahlrohre zu schweissen, was im später sehr zugute kam.
Im Jahre 1925 besuchte er Angehörige und Freunde in der Schweiz – und blieb, weil er bei der noch jungen Flugzeugfabrik von Alfred Comte in Oberrieden (ZH) eine Stelle als Chefkonstrukteur bekam. Hier entwickelte er zunächst das leistungsstarke Ganzmetall-Jagd- und Kampfflugzeug AC-1. Später konstruierte er verschiedene Sport-, Taxi- und Postflugzeuge. Aufgrund der Wirtschaftskrise geriet die Firma von Alfred Comte ins Schlingern, und Henry Fierz verliess sie 1934.
Nach ein paar Umwegen wurde er noch im selben Jahr technischer Leiter bei der Swissair. Er machte sich mit den technisch-betrieblichen Anforderungen der stark aufstrebenden Linienfliegerei vertraut. Allerdings wünschte er sich zunehmend eine Aufgabe, bei der er mehr mit der Entwicklung und Herstellung von Flugzeugen betraut wäre.
Seine Lebensstelle fand Fierz bei der Pilatus Flugzeugwerke AG in Stans, wo er 1939 kurz nach deren Gründung als technischer Leiter und Chefkonstrukteur engagierte wurde und bis zu seiner Pensionierung 1962 blieb. Henry Fierz entwickelte, konstruierte und baute den berühmten Pilatus Porter-Flieger. Dieses Flugzeug erhielt, nicht zuletzt wegen der Möglichkeit, auf kurzen Start- und Landebahnen zu starten bzw. landen, bald schon internationales Ansehen. Ausserdem konnte es sowohl als Personen-, Fracht-, Sanitäts-, Foto-, Vermessungs- und Sprühflugzeug eingesetzt werden. Auch mit Skiern oder Schwimmern wurde es schon auf allen Kontinenten eingesetzt. Spektakulär war beispielweise eine Himalaya-Expedition 1960. Mit einem Pilatus Porter konnte die Schweizer Expedition um Max Eiselin das Basislager auf 5200 M. ü. M. anfliegen, die bis dahin höchstgelegene Landung eines Flugzeugs. Von dort aus bezwangen sie als erste den noch letzten unbestiegenen Achttausender Dhaulagiri (8167 M. ü. M.).
Henry Fierz verstarb am 31. August 1972 als Folge einer Herzschwäche in Buochs (NW).
Im hohen Alter von 84 Jahren durfte Richard La Nicca die Eröffnung des Hagneck-Kanals, der das Herzstück der Juragewässerkorrektion bildete, miterleben. Er verstarb fünf Jahre später am 27. August 1883 in Chur.