Idealistische Gründerfigur des Zoo Zürich
Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass es immer wieder innovative Direktoren waren, die den Zoo Zürich mit ihren Pionierleistungen zu einem der angesehensten Tierpärke Europas machten. So auch der erste Direktor Hans Steiner (1889–1969). Er war der Gründungspräsident des Zoo Zürich und von allem Anfang an die treibende Kraft hinter dem Zooprojekt.
Hans Steiner kam am 27. Juni 1889 als Sohn des Kaufmanns Albert Steiner und der Jacinta Mariana Maria Sidler-Vidal, Tochter eines spanischen Textilhändlers, in Barcelona zur Welt. Sein Vater stammte aus einem alten Zürcher Geschlecht. Als Hans mit vier Jahren an Scharlach erkrankte, kaufte seine Mutter Vögel, deren Käfig sie neben sein Bett stellte. Damit begann Hans Steiners Faszination für Vögel, die ihn während seines ganzen Lebens nicht mehr losliess. 1903 siedelte die Familie Steiner nach Zürich über.
Nach einigen Semestern Ingenieurswissenschaften an der ETH Zürich wechselte Hans Steiner mangels Begeisterung 1910 an die Universität Zürich, um sich im Fach Zoologie einzuschreiben. Er promovierte im Jahre 1917 bei Professor Karl Hescheler an der Universität Zürich. Schon während des Studiums der Zoologie interessierte sich Steiner für die Idee eines Tiergartens in Zürich und warb dafür in seinem Freundeskreis. Seine Habilitationsschrift erhielt den Titel «Vererbungsstudien am Wellensittich» und stellte ein Standardwerk der Genetik dar.
Hans Steiner verstand sich sowohl als Forscher, als auch als Tierpfleger und Züchter. Ein Zoo diente seiner Meinung nach nicht nur der vergleichenden Forschung und Tierzucht, sondern galt auch als öffentliche Kulturinstitution. Als Schlüsselfigur der Zoogründung gelang es ihm, die verschiedenen Ideen der unterschiedlichsten Gruppen von Tierfreunden auf einen Nenner zu bringen. So konnte bereits 1925 der Zoo Zürich und dessen Trägerorganisation, die Tiergartengesellschaft Zürich gegründet werden.
Der Kauf der Liegenschaft «Säntisblick» auf der Allmend Fluntern zeigt die grosse Weitsicht der Zoo-Promotoren um Hans Steiner, bietet der Standort doch bis heute genügend Platz für den Zoo. Im Oktober 1928 erfolgte der Spatenstich und bereits elf Monate später konnte der Zoo Zürich eröffnet werden. Gleichzeitig wurde Hans Steiner zum ersten Direktor gewählt. Der Zoo bildete von Anbeginn einen grossen Publikumsmagneten. Bereits die Ankunft der Tiere am Zürcher Hauptbahnhof und der Umzug der Tiere zum Zoo hinauf war ein Spektakel. Am Eröffnungstag besuchten dann 14’232 Personen den Zoo.
Davon angespornt wurde der Zoo bereits in den ersten Jahren vergrössert. 1930 eröffnete Steiner eine Anlage für Fischotter und Seehunde oberhalb des Bärengrabens, und für Löwen und Tiger wurde ein Raubtierhaus geplant. Der Besucherrekord von 1930 war aber auch einer aus heutiger Sicht unmenschlichen Attraktion geschuldet. Von März bis April gastierte eine Völkerschau in Zürich. 65 Afrikaner, Männer, Frauen und Kinder, zeigten in einem eigens erstellten Senegalesendorf allerlei Handwerk, Musik und Tänze aus ihrer Heimat.
Die Wahl zum Zoodirektor bildete die Krönung von Hans Steiners jahrelangem Engagement. Trotzdem wollte er wie bis anhin weiterhin wissenschaftlich tätig sein. Beides war aber längerfristig nicht miteinander vereinbar, weshalb Steiner auf Ende 1932 als Zoodirektor zurücktrat. Er blieb aber dem Zoo Zürich zeitlebens verbunden. Hans Steiner verstarb am 1. Mai 1969 in Lugano.