S-Bahn und Kampfflugzeuge
Hans Künzi (1924–2004) war ein Pionier des Operations Research und ein Visionär der elektronischen Datenverarbeitung. Er baute das erste Rechenzentrum der Universität Zürich auf und evaluierte ein neues Kampfflugzeug für die Schweizer Armee. Er war der beliebteste Regierungsrat Zürichs aller Zeiten, gilt als der Vater der Zürcher S-Bahn und hat tiefe Spuren auch im kulturellen Bereich hinterlassen.
Weit über die Landesgrenzen hinaus war Künzi als Mathematiker bekannt. Als damals jüngster Professor der Universität Zürich hat Künzi nicht nur das Rechenzentrum aufgebaut, sondern mit internationalen Tagungen Zürich zu einem Mekka des europäischen Operations Research gemacht. Künzi und mit ihm die Universität Zürich spielten in der Champions League dieses neuen Forschungsgebiets. Was Rang und Namen hatte, kam nach Zürich, um mit Professor Künzi aktuelle Probleme und wissenschaftliche Erkenntnisse zu diskutieren.
Doch Künzi verblieb nicht im Elfenbeinturm der Wissenschaft, sondern stellte sein Rechenzentrum für Aufträge aus der Wirtschaft, der Verwaltung oder aus dem Militär zur Verfügung. Sein grösstes Projekt war die Evaluation eines neuen Kampfflugzeugs für die Schweizer Armee nach dem Mirage-Debakel in den 1960er Jahren. Erstmals wurde durch Künzi ein Rüstungsgeschäft auf wissenschaftlicher Basis evaluiert. Er hat Standards geschaffen, die noch heute gelten. Das von Künzi evaluierte Flugzeug Corsair wurde trotzdem auf der politischen Bühne «abgeschossen» – ein Skandal auf höchster politischer Ebene.
Hans Künzi hatte aber auch eine künstlerische Ader. Als junger Gymnasiast schrieb er einige Gedichte mit dem Titel «Rosenknospen». Sie sind im Buch erstmals öffentlich publiziert. Seine Sammlung «Solothurner Gedichte aus sieben Jahrhunderten» sorgte landesweit für mediales Lob. Seiner künstlerischen Neigung nachgehend engagierte er als Präsident der Kirchenpflege Fraumünster keinen geringeren als Marc Chagall für die Neugestaltung der heute berühmten Kirchenfenster.