Der Linthkanal
Am 24. August 1767 wurde Hans Konrad Escher als Sohn des Textilfabrikanten und Zürcher Regierungsrats Hans Kaspar Escher in Zürich geboren. Seiner Zeit und seinem Stand entsprechend, reiste er zu Studienzwecken durch Europa und lernte dabei auch die Ideen der Aufklärung und der Französischen Revolution kennen, von denen er sich eine Erneuerung der Eidgenossenschaft erhoffte. Er hatte verschiedene politische Ämter inne und hielt am von ihm mitgestifteten «Politischen Institut» in Zürich Vorträge über Staats- und Naturwissenschaft, später auch statistisch-volkswirtschaftliche Vorlesungen. Zudem erforschte er die geologische Struktur der Alpen und leistete damit einen entscheidenden Beitrag zur Geologie der Schweiz. In Reiseberichten, den sogenannten Fragmenten über die Naturgeschichte Helvetiens, hielt er in Zeichnungen und Aquarellen Gebirgsansichten und Panoramen fest.
Zur eigentlichen Lebensaufgabe wurde aber die Korrektur der Linth. Im 18. Jahrhundert war die Linthebene eine Sumpflandschaft, die von ständigem Hochwasser und Überflutungen geprägt war. Dies behinderte nicht nur die Landwirtschaft und das Transportwesen, sondern bildete auch den Nährboden für Malaria. Als Initiant der Linthkorrektion wurde Escher 1804 von der Tagsatzung mit der Bauleitung beauftragt. Die Linthkorrektion war damit das erste gesamtschweizerische Bauprojekt und hatte also solches einen Einfluss auf die Bundesverfassung von 1848. Zur Trockenlegung des Sumpfes am Walensee leitete Escher die Linth in den Walensee um und baute dazu zwei Kanäle: Der später nach ihm benannte Escher-Kanal führte von Mollis in den Walensee bei «Gäsi» und wurde 1811 eröffnet. Fünf Jahre später konnte der zweite Kanal von Weesen nach Schmerikon eröffnet werden. Weil für die Aushubarbeiten des zweiten Kanals die Geldmittel knapp wurden, musste sich Escher darauf beschränken, der Linth die neue Richtung vorzugeben und die Ausgestaltung des Kanals der Wasserkraft selbst zu überlassen. Diese Vorgehensweise war zu jener Zeit revolutionär.
Escher war es wichtig, dass die Linthkorrektion nicht nur in der Entsumpfung des Bodens bestand, sondern auch «dass mehrere Hunderte von Männern, dem elenden Spinnstuhl entzogen, zu Schaufel und Karren übergingen, und so daran gewöhnt wurden, dass sie nun als kräftige Männer ihren wiedergewonnenen Boden meist gut bearbeiteten».
Hans Konrad Escher verstarb am 9. März 1823 in Zürich. Im Juni desselben Jahres erhielt er von der Tagsatzung den erblichen Ehrentitel «von der Linth». Unter seinen Nachkommen befand sich der bekannte Zürcher Stadtplaner Arnold Bürkli.