Der erste vollamtliche Direktor des Zoo Zürich
Die Geschichte des Zoo Zürich ist reich an spannenden Geschichten, eine davon ist die von Felix Hofmann (1889-1966), der als erster vollamtlicher Direktor den noch jungen Zoo durch zwei schwierige Jahrzehnte der Wirtschaftskrisen, Kriege und Rationierung führen muss.
Felix Hofmann kommt am 26. Februar 1889 als Kind des Pfarrers Friedrich Hofmann in Ursenbach (BE) auf die Welt. Nach dem Tod seiner Eltern lebt der Knabe im burgerlichen Knabenwaisenhaus in Bern, wo er bis zur Matura bleibt. Nach einem abgebrochenen ETH-Studium geht er auf die Insel Sumatra und arbeitet dort als Leiter einer Gummi-und Tabakplantage. In Singapur verheiratet sich Hofmann mit Johanna Graf aus Zollikon (ZH). 1932 kehrt die Familie in die Schweiz zurück. Der mittlerweile 43-jährige Felix Hofmann sucht nach Arbeit. Sein Jugendfreund Professor Hans Steiner, Gründerfigur und erster Direktor des Zoo Zürich, rät ihm, sich zu bewerben. Hofmann wird zu seiner Überraschung zum ersten vollamtlichen Direktor gewählt.
Schon im ersten Amtsjahr hat er mit einem weniger schönen Ereignis zu kämpfen. Ein importiertes Pantherweibchen entweicht aus dem Zoo. Für die Presse ist diese Flucht ein gefundenes Fressen: Gegen 800 Artikel verschaffen dem Zoo Zürich eine ungewollte Popularität. Das Pantherweibchen ist wochenlang auf der Flucht. Ein Tagelöhner entdeckt das verstörte Tier unter einer Scheune im Zürcher Oberland, schiesst es an und erschlägt es dann mit einer Hacke. Er hat es für einen grossen Hund gehalten und zum Verzehr vorgesehen. Die Geschichte nimmt insofern einen glücklichen Ausgang, als sich das Zürcher Warenhaus Globus des Panthermännchens erbarmt und dem Zoo ein neues Weibchen schenkt. Es trägt fortan den Namen «Globina».
Im Mai 1939 eröffnet am Zürichsee die legendäre Landesausstellung. Die Zooleitung ist überzeugt, einen Teil des Besucherstroms auf den Zürichberg lenken zu können. So werden diverse bauliche Investitionen getätigt und ein schön illustrierter Zoo-Führer gestaltet. Doch der Plan missglückt: Der Tiergarten ist für die Landi-Gäste zu abgelegen, hinzu kommt das schlechte Wetter. So bringt das Jahr 1939 dem Zoo nicht nur einen historischen Tiefstand bei den Eintritten, sondern auch ein massives Defizit. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs muss Hofmann als Oberleutnant in den Dienst einrücken, auch das Personal wird eingezogen. Nun gilt es, zu improvisieren: Ein Vorstandmitglied springt als Direktor ein, bei den Tierpflegern packen die Ehefrauen mit an. Felix Hofmann hilft mit, wo er kann. Da es keinen Zoo-Gärtner gibt, jätet er selbst Unkraut. Auch hilft er an der Kasse aus.
Um das notwendige Fleisch für die Raubtiere zu beschaffen, muss Hofmann ungewöhnliche Wege beschreiten. So besitzt er eine Pistole, um streunende Hunde zu erschiessen, die dann im Zoo verfüttert werden. Auch beschafft er Rinder und Schafe, die bei Lawinenniedergängen ums Leben gekommen und preisgünstig zu haben sind. Wenn das alles nicht reicht, gibt es für die Tiere «Extra-Fastentage». Als Direktor ist Felix Hofmann ein bescheidener und freundlicher Mensch. Sein Umgangston mit den Pflegern ist angenehm und eher väterlich. Seine volle Aufmerksamkeit gilt seinen Tieren, für die er alles tut. Als er von einem Krokodil in den Arm gebissen wird und verarztet werden muss, sagt er seinen Töchtern nur, sie sollen im Zoo anrufen, dass er etwas später kommen werde.
Sein grosses Verdienst: Er hält als zupackender Praktiker das Unternehmen Zoo Zürich in den schwierigen Anfangsjahrzehnten erfolgreich am Laufen – während der Rezession der 1930er-Jahre und durch den Zweiten Weltkrieg. Sein Nachfolger, Professor Heini Hediger, reformiert den Zoo dann nach wissenschaftlichen Grundsätzen und führt ihn zu seiner ersten Blütezeit.