Casimir Friedrich Knörr

1808–1882
«Trotz Protesten und Retorsionen der angestammten Schifferzünfte, insbesondere in Uri, lief der Betrieb der ‹Stadt Luzern› vom ersten Tag an, zwar nicht ungestört, aber technisch zuverlässig und kommerziell recht erfolgreich.»

Gründer von Schifffahrtsgesellschaften

Als neue Verkehrssysteme enstanden, hatte die Schweizer Wirtschaft zum grossen Sprung angesetzt. Den Anfang machte dabei die Dampfschifffahrt. Auf dem Vierwaldstättersee war es Casimir Friedrich Knörr (1808–1882), der 1837 das erste Dampfschiff vom Stapel liess.

Am 12. Mai 1808 wurde Casimir Friedrich Knörr als Sohn des Luzerner Banquiers Frédéric Knörr in Strassburg geboren. Er leitete ab 1828 das väterliche Bank- und Handelshaus in Luzern. Schon länger war in der Politik die Rede von einer Schiffsverbindung quer über den Vierwaldstättersee als direkte Verbindung zwischen Basel und dem Tessin. Dies hatte Casimir Knörr aufmerksam verfolgt, und er begann ab etwa 1832 die Frage der Dampfschifffahrt auf dem Vierwaldstättersee zu überdenken.

Knörr suchte nach Geldgebern weit über Luzern hinaus bis nach Basel und liess dann ein Schiff bei «Escher Wyss & Cie.» in Zürich bauen. Dies dauerte seine Zeit, denn die Schweizer Maschinenindustrie konzentrierte sich damals noch auf Textilmaschinen. Erst die Dampfschifffahrt und später die Eisenbahn haben die Maschinenindustrie zum führenden Wirtschaftsbereich gemacht. So mussten Mitte der 1830er Jahre Kessel und Maschine des Dampfschiffs aus England hergebracht werden.

Nachdem der Grosse Rat des Kantons Luzern 1835 dem erst 27-jährigen Knörr die Konzession für die Dampfschifffahrt auf dem Vierwaldstättersee erteilt hatte, wurde ein Jahr später die «Dampfschifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees, Luzern» gegründet und am 19. Juli 1837 fand der Stapellauf des Schiffes statt, welches vermutlich erst später den Namen «Stadt Luzern» erhielt. Damit wurde das Transportwesen auf dem Vierwaldstättersee auf den Kopf gestellt. Der eiserne Koloss mit einem Frachtvermögen von 10 Tonnen und Platz für 300 Personen war für die Schiffleute mit ihren Nauen eine unerträgliche Konkurrenz. Insbesondere in Schwyz und Uri entstand, auch politisch bedingt, Widerstand, der sogar vor Gericht ausgetragen wurde.

Casimir F. Knörr liess sich nicht beirren, sondern 1843 ein zweites Dampfschiff mit dem Namen «St. Gotthard» vom Stapel laufen. Im selben Jahr gründete der Urner Verkehrspionier Karl Emanuel Müller die Postdampfschiff-gesellschaft als erklärtes Konkurrenzunternehmen. Schliesslich wollte in den 1850er Jahren eine weitere Gesellschaft auf dem Vierwaldstättersee mitmischen. Als die Schweizerische Centralbahn 1856 nach Luzern vorstiess, beabsichtigte sie den Verkehr mit eigenen Schiffen Richtung Gotthard weiterzuleiten. Doch die bestehenden Gesellschaften von Knörr und Müller verhinderten dies, indem sie die beiden von der Centralbahn bestellten Schiffe erst pachteten und schliesslich kauften.

Im Jahre 1870 wurden alle Unternehmungen auf dem Vierwaldstättersee zur «Vereinigten Dampfschifffahrts-Gesellschaft des Vierwaldstättersees (VDGV)» zusammengefasst. Knörr verfolgte aber weiterhin eigene Interessen. Er verkaufte, wohlgemerkt als amtierender Verwaltungsrat der VDGV, während des Sommers 1871 einen grossen Teil seiner Aktien und gründete die «Salondampfschifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SDV)». Das Ansinnen war aber nur von kurzer Dauer. Nach langen Verhandlungen verkaufte er 1872 die beiden bereits bestellten Salonschiffe und verpflichtete sich, nie mehr eigene Schifffahrtsunternehmen auf dem Vierwaldstättersee zu gründen

Am 19. März 1882 verstarb Casimir Friedrich Knörr in Luzern.

Bücher und weitere Infos

Band 89

Transport und Tourismus

Pioniere der Dampfschifffahrt

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