Arnold Heims «richtiger Riecher» für iranisches Erdöl
Beim Thema Erdöl denkt man nicht zuerst an die Schweiz. Dabei hatten Schweizer Geologen in den Anfangsjahrzehnten des 20. Jahrhunderts einen erstaunlich grossen Anteil an der weltweiten Erdölexploration. Warum zog es so viele Schweizer «ins Öl»: Erstens waren sie international begehrte Experten – dank ihrer hervorragenden Ausbildung an der ETH und anderen Schweizer Universitäten. Zweitens waren sie wegen ihrer Herkunft aus einem neutralen Land in der postkolonialen Zeit für internationale Auftraggeber attraktiv. Und drittens fanden sie in ihrer Heimat kaum Stellen. Der Weg ins internationale Ölgeschäft war oft ihre einzige berufliche Perspektive.
Mit seiner Dissertation «Der westliche Teil des Säntisgebirges» bewies Arnold Heim seine wissenschaftliche Potenz: Seine damals modernen stratigrafischen Untersuchungen waren bahnbrechend, schreibt die Heim-Biographin Monika Gisler. Trotzdem entschied sich Heim 1910 für das unstete Leben eines Forschungsreisenden. Im Ersten Weltkrieg beschäftigte er sich mit der Suche nach Erdöl in der Schweiz. Er führte Sondierbohrungen in der Region Genf sowie im Kanton Bern durch. In der Zwischenkriegszeit unternahm er für Shell geologische Untersuchungen u.a. in Australien, Tasmanien, Tahiti, Amerika und den Niederlanden und war für Eastern Syndicate in Ostarabien, Kuwait und Bahrain tätig.
Im arabischen Raum sollte Heim 1924 nach Erdöl und Wasser suchen. Nach zweimonatiger Expedition war er vom Misserfolg künftiger Ölbohrungen in der Region überzeugt. Weil er eine archäologische Stätte besichtigt hatte, reiste er knapp an jener Stelle vorbei, an der 14 Jahre später der erste grosse Ölfund in Saudi-Arabien gemacht wurde. Erfolgreicher war Heim im Iran: Dort suchte er ab 1949 als Chefgeologe der staatlichen Iran Oil Co. Nach Erdölvorkommen. In der Region um die Stadt Qum glaubte der bald 70-Jährige, Öl finden zu können. Doch jahrelang bohrte die Gruppe unter Heim nur durch eine mächtige Salzformation. Erst am 26. August 1956 durchteufte der Meissel endlich die Salzschicht, und das Erdöl schoss frühmorgens als 100 Meter hohe Fontäne in die Luft. Laut Heim war die eine der grössten Gas und Erdöleruptionen der Erde.