Hochpräziser Pionier
Erfindergeist, minuziöse technische Kleinarbeit und kaufmännisches Geschick – das sind entscheidende Faktoren für den Erfolg von Industriebetrieben. Der Maschineningenieur und Unternehmer Alfred Amsler-Rauschenbach (1857-1940) verkörpert diese Eigenschaften in exemplarischer Weise.
Alfred promoviert in Basel und verdient seine Sporen als Maschineningenieur in Paris und Schottland ab. 1885 tritt er in den väterlichen Betrieb ein und entwickelt diesen rasch zur Blüte. Mit schöpferischer Kraft und grosser Beharrlichkeit widmet er sich zum einen der Weiterentwicklung der Messtechnik und zum anderen der Konstruktion von Materialprüfmaschinen, dies auch auf Anraten von Ludwig von Tetmajer (Begründer der EMPA).
Mit seinen Konstruktionen leistet Amsler Pionierarbeit auf dem Gebiet der Werkstoffkunde. Seine Produkte gelten punkto Genauigkeit der Anzeige, Einfachheit und Sicherheit der Bedienung weltweit als mustergültig. Sein Unternehmen „Alfred J. Amsler & Co.» (1982 an Georg Fischer, heute Teil der deutschen „Zwick Roell-Gruppe») floriert und beschäftigt vor 1914 um die 125 Angestellte. Hunderte von Amsler-Prüfmaschinen werden global exportiert. Mit dem Gedanken des organisierten Teamworks und der Diversifizierung des Unternehmens scheint Amsler allerdings eher Mühe zu bekunden. Er ist der typische Einzelerfinder und Firmenpatron.
In seiner knapp bemessenen Freizeit widmet sich Alfred Amsler der Musik und dem Theater. In seiner Villa „Rheinbühl» in Schaffhausen pflegt er im Familienkreis Geige zu spielen. Als Oberleutnant der Artillerie und Mitglied des Grossen Stadtrats leistet er seinen Dienst an der Öffentlichkeit. Mit zunehmendem Alter erleidet er einen rapiden Verlust seiner Seh- und Hörkraft. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs belastet Amsler zutiefst. Zeitlebens hat er sich für den technischen Fortschritt eingesetzt, nun sieht er seine Ideale der Menschenwürde, der Freiheit und des Friedens durch die sinnlose Zerstörungswut verraten.