Albert Benteli

1893–1955
Albert Benteli war die treibende Kraft in der Forschung und der Produktion der Firma «Merz & Benteli». Schon während seiner Studienzeit experimentierte er zusammen mit Walter Merz an lumineszierenden Stoffen, was schliesslich zur Herstellung von Leuchtfarben auf der Basis von Radium führte. Er galt als Tüftler und war stark eingenommen von seinen beruflichen Tätigkeiten. Mit dem ihm eigenen ruhigen Charakter, bernischer Bedächtigkeit und Besonnenheit ein ganzes Berufsleben lang der Chemie. Auch an der Entwicklung des «Zufallproduktes» Cementit in den 1930er Jahren hatte Benteli entscheidenden Anteil.

Erfolgreicher Tüftler von Leuchtfarben und Klebstoffen

Das Fach Chemie war noch jung, als sich Albert Benteli 1913 an der Universität Bern dafür einschrieb. Neue Stoffe und Verfahren waren noch zu entdecken, und Albert Benteli schickte sich mit seinem Studienkollegen Walter Merz an, auf diesem Gebiet aktiv zu werden. Aus dieser Zusammenarbeit entstanden radioaktive Leuchtfarben, der Klebstoff Cementit und die bis heute erfolgreiche Merz + Benteli AG.

Albert Benteli (1893–1955) wuchs in gut situierten Verhältnissen in Bern Bümpliz auf. Sein Vater Albert Benteli (1867–1944) erwarb 1906 das Areal des Neuen Schlosses, um es in mustergültiger Weise umzubauen. Doch es kam anders. Nachdem sich sein Sohn 1913 dem Studium der Chemie widmete, richtete dieser zusammen mit seinem Studienkollegen Walter Merz (1893–1966) im Tiefparterre des Schlosses Bümpliz ein kleines Labor ein, das sich nach einigen Jahren über zahlreiche Räume und Gebäude auf dem Schlossareal erstreckte. Besonders fasziniert waren die beiden Studenten vom radioaktiven Element Radium. Mit ihm liessen sich in der Herstellung von Leuchtfarben völlig neue Wege beschreiten.

Im März 1918 liessen Walter Merz und Albert Benteli ihr Verfahren zur Herstellung von Leuchtfarben patentieren. Und kurz darauf gründeten sie die «Kollektivgesellschaft Chemisches Laboratorium in Bern-Bümpliz», ein nach heutigem Sprachgebrauch klassisches Startup-Unternehmen. Albert Benteli stand fortan, und wohl schon davor, weit öfters im heimischen Labor als an der Universität. Und so verzögerte sich sein Studienabschluss bis 1925.

Die Leuchtstoffe von Merz & Benteli wurden in erster Linie an Uhrenhersteller verkauft, die solche Farben gerne auf Zifferblättern und Zeigern verwendeten. Bald war die Qualität der Produkte aus Bümpliz weitherum bekannt und Uhrenfirmen wie Omega, Zenith und Longines zählten zu den regelmässigen Kunden. Während die Verkaufszahlen sich positiv entwickelten, bildete der Einkauf von Radium einige Schwierigkeiten, vor allem in den Jahren des Zweiten Weltkriegs. Da waren gute persönliche Kontakte ins Ausland erforderlich, um das Material notfalls auch nicht ganz legal zu importieren.

In der Wirtschaftskrise der 1920er Jahre begannen Merz & Benteli mit Klebstoffen zu experimentieren. Einerseits wollte man die Produktion diversifizieren, andererseits eigneten sich die bisherigen Klebstoffe nicht wirklich, um Leuchtstoffe in Uhrengehäusen zu fixieren. Denn sie bestanden aus Knochenleim, Fischkleister oder Weizenstärke, alterten deshalb rasch und waren nicht feuchtigkeitsresistent. Albert Benteli und sein Team entwickelten einen Kunstharz-Klebstoff, den sie ab 1932 unter dem Namen Cementit verkauften. Dieses «Nebenprodukt» entwickelte sich zu einem wahren Verkaufsschlager und bildete die Grundlage für die Produktion von Kleb- und Dichtstoffen, denen sich die Firma nach dem Zweiten Weltkrieg mehr und mehr widmete.

Radium wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als unbedenklicher, ja gesundheitsfördernder Stoff gehalten. So gab es beispielsweise Radium-Unterwäsche und verschiedene Schönheitsprodukte mit Radium. Auch Albert Benteli pflegte einen sorglosen Umgang mit dem nach späteren Erkenntnissen hochgefährlichen Stoff. Er hatte unter anderem die Angewohnheit, Reagenzgläser mit radioaktivem Material in der Brusttasche seines Labormantels zu tragen. Die dadurch verursachte Verstrahlung von Brust, Hals und Kiefer zerstörte das Gewebe nachhaltig und war äusserst schmerzvoll. Albert Benteli verstarb 1955 mit erst 62 Jahren.

Bücher und weitere Infos

Band 111

Merz & Benteli

Mit Leuchten, Kleben und Dichten Geschichte gemacht

Suche