Adolf Gutzwiller

1882–1955
«Als er 1917 die Leitung der Schweizerischen Stellwerkfabrik Wallisellen übernahm, stand Adolf Gutzwiller das Ziel, eine vom Ausland unabhängige, d. h. eine nationale schweizerische Industrie für Eisenbahnsicherungs- und Signalanlagen zu schaffen, klar vor Augen. Ebenso klar war ihm aber auch, dass dieses Ziel nur in einer auf lange Sicht zu planenden, schwierigen Aufbauarbeit zu erreichen sein würde. Gutzwiller ging mit aller Umsicht und äusserst planmässig zu Werke. Dem mit den technischen Problemen vertrauten Ingenieur kamen der militärisch geschulte Taktiker und der einfallsreiche Unternehmer zu Hilfe.»

Pionier der Eisenbahnsicherung

Das dichte Eisenbahnnetz der Schweiz ist auf eine hoch entwickelte Sicherungstechnik bei Signalen, Stellwerken oder Lokomotiven angewiesen. Der Baselbieter Adolf Gutzwiller (1882-1955) hat auf diesem Gebiet Pionierarbeit geleistet. Mit Zielstrebigkeit und unermüdlichem Engagement ist es ihm gelungen, in der Schweiz eine leistungsfähige Industrie für Eisenbahnsicherungs- und Signalanlagen aufzubauen.

Adolf Gutzwiller kommt am 21. Februar 1882 im Bauerndorf Therwil (BL) als Sohn eines Oberrichters auf die Welt. Die Familie hat eine lange Tradition, mit dem bekannten Stephan Gutzwiller als bedeutendem Vertreter, der unter anderem für die Gründung des Kantons Basel-Landschaft kämpfte. Adolf zeigt schon früh technische Begabung. 1901 beginnt er seine Ausbildung zum Bauingenieur am Eidgenössischen Polytechnikum (ETH) in Zürich, die er 1906 mit dem Diplom und dem Doktortitel abschließt. Parallel dazu verfolgt er eine militärische Laufbahn bis zum Oberst im Generalstab.

Im Berufsleben kommt Gutzwiller schnell mit dem Eisenbahnbau in Kontakt, was zu seiner späteren Spezialisierung führt. Während seiner Tätigkeit bei der Maschinenbaufirma Albert Buss & Cie. in Pratteln (BL) beschäftigt er sich mit Sicherungs- und Signalfragen. Dies wird zu seinem Fachgebiet. Beim Bau der Berninabahn lernt er seine zukünftige Frau, Anita Semadeni aus Poschiavo (GR), kennen. 1909 wird er Kontrollingenieur der Gotthardbahn im Eidgenössischen Eisenbahndepartement.

Mit Unterstützung von alt Bundesrat Ludwig Forrer und dem Direktor des Zentralamtes für internationalen Eisenbahntransport verfolgt Gutzwiller das Ziel, die Schweizer Stellwerkfabrik unabhängig vom Ausland zu machen. 1919 wird die Firma in die «Signum AG» umgewandelt, wobei die Mehrheit weiterhin bei deutschen Eisenbahnsignalanstalten liegt. Gutzwiller fokussiert sich darauf, schweizerisches Kapital zu gewinnen und technisches Fachpersonal auszubilden. Durch Lieferverträge mit den SBB und Privatbahnen kann er lukrative Aufträge sichern.

Ab 1930 führt Gutzwiller unter dem Namen «Organisation Gutzwiller» verschiedene kleinere, ausländisch abhängige Produktionsbetriebe zusammen und bringt diese unter Schweizer Führung. Dies dient auch der «Geistigen Landesverteidigung». Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die Organisation in die «Integra-Gruppe» integriert und die Signum AG geht vollständig in Schweizer Besitz über. Gutzwiller stirbt 1955 mit dem Erfolg, das Schweizer Know-how im Bereich der Eisenbahninfrastruktur gestärkt zu haben. Die Integra Holding AG bleibt auch unter späterer Führung ein erfolgreiches Unternehmen. Gutzwiller wird als sozial verantwortungsbewusster Unternehmer erinnert, der oft betonte: «Wenn geholfen werden muss, dann soll ganz und gründlich geholfen werden.»

Bücher und weitere Infos

Band 17

P. Theodosius Florentini, Dr. ing. Adolf Gutzwiller, Adolf Dätwyler

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