Pionier am Berg und in der Vermessungstechnik
Heute vor 150 Jahren, am 14. Oktober 1874, kam in Rapperswil Robert Helbling zur Welt. Seine Passion fand er jedoch nicht am See, sondern in den Bergen, die er sowohl als Extrembergsteiger als auch als Topograph aufsuchte und «bezwang». Als Pionier der Photogrammetrie wurde er zu einem Mitgründer der Firma Wild Heerbrugg im St. Galler Rheintal (heutige Leica Geosystems).
Robert Helbling (1874–1954) kam als Sohn eines Apothekers in Rapperswil (SG) zur Welt. Nach der Matura studierte er in Bern und an der ETH Zürich Geologie, unter anderem bei den namhaften Professoren Albert Heim und Ulrich Grubenmann. Während des Studiums verbrachte er Auslandsemester in Aachen und Berlin, um sich als Bergingenieur auszubilden. 1902 doktorierte er an der Universität Basel bei Professor Carl Schmidt.
Bereits als Student gründete Robert Helbling zusammen mit Kommilitonen den «Akademischen Alpenclub Zürich» (AACZ). Als begeisterter Bergsteiger hielt er sich von 1906 bis 1912 häufig in Südamerika auf, wo er, beeindruckt von den Anden, zum Topographen wurde. Im Jahre 1906 schaffte er im Alleingang die erst dritte Besteigung des 6962 Meter hohen Aconcagua in den argentinischen Anden.
Während des Ersten Weltkriegs kommandierte Robert Helbling ein Vermessungsdetachement im Gotthardmassiv. Dank seiner Erfahrungen in den Anden konnte sein Detachement grossflächig photogrammetrische Aufnahmen erstellen, welche genaue Schiesskarten für die Festungsgeschütze ermöglichten.
1919 gründete Robert Helbling in seinem Wohnhaus in Flums ein eigenes Vermessungsbüro und nannte es «Stereophotogrammetrisches Vermessungsbüro, Dr. Helbling». Er kaufte den vom österreichischen Major von Orell erfundenen und von der Firma Zeiss konstruierten Autostereographen, das modernste vermessungstechnischen Gerät jener Zeit. Dank dieser Investition wurde sein Büro zu einem wichtigen Ausbildungsort für Schweizer Photogrammeter. Es folgten weitere Aufträge für Festungskarten sowie zahlreiche Vermessungsaufträge im In- und Ausland.
Im Militärdienst kam Robert Helbling in Kontakt mit Heinrich Wild (1877–1951), für dessen Erfindungen er sich sehr interessierte. Zusammen mit dem Industriellen Jacob Schmidheiny (1838–1905) gründeten sie 1921 die einfache Gesellschaft «Heinrich Wild, Werkstätte für Feinmechanik und Optik, Heerbrugg». Während Heinrich Wild als «selbständiger und verantwortlicher Leiter des Geschäftes» agierte, hielten seine beiden Partner finanzielle Beteiligungen. Der Weg von der Entwicklung der hochkomplexen Geräte zur verlässlichen und gebrauchssicheren Herstellung war dann aber beschwerlich. Nicht zuletzt wurden verschiedene Finanzspritzen notwendig. Gegen den Mangel an qualifiziertem Personal wurde 1924 eine Werkschule für Feinmechanik und Optik gegründet. In den 1930er Jahren folgte dann der Aufschwung der Firma Wild zu einem international erfolgreichen Unternehmen, unter anderem auch aufgrund der steigenden Nachfrage von Seiten der Armee.
Seine Innovationen und praktischen Erfahrungen machten Robert Helbling zu einem namhaften Referenten in verschiedenen Wissenschaftszentren. Als Krönung seiner wissenschaftlichen Tätigkeit erhielt er 1949 die Ehrendoktorwürde der ETH Zürich.
Robert Helbling verstarb am 29. Dezember 1954 in Walenstadt.