Geologe aus Leidenschaft
Die Geologie der Schweiz, insbesondere der Alpen, ist für Wissenschaftler und Ingenieure anspruchsvoll, was beim Bau des Gotthardbasistunnels einmal mehr deutlich wurde. Sie war und ist aber Fluch und Segen zugleich. Denn die Auseinandersetzung mit dem Untergrund hat hervorragende Geologen hervorgebracht. Sie haben nicht nur Tunnel in der Schweiz gebohrt, sondern auch auf der ganzen Welt nach Öl sondiert. Einer von ihnen war Hans Gottfried Kugler (1893–1986).
Die akademische Laufbahn von Hans Gottfried Kugler zeigte steil bergauf. Im Jahre 1912 hatte er sich an der Universität Basel für Geologie und Paläontologie eingeschrieben. Bereits ein gutes Jahr später wurde er zum Assistenten von Professor August Tobler und erhielt die Möglichkeit, Tobler auf einer Forschungsreise nach Trinidad zu begleiten.
Die vor Venezuela gelegene Insel, die grösste der Kleinen Antillen, sollte zu Kuglers eigentlichem Bestimmungsort werden. Zwar kehrte er nach einem Jahr Arbeit im Felde nach Basel zurück, um seine Studien fortzusetzen. 1916 bestand er das Lehrexamen und im Sommer 1920 promovierte er bei den bekannten Professoren Carl Schmidt und Heinrich Preiswerk mit einer petrographischen Arbeit. Unmittelbar danach reiste er wieder nach Trinidad, um als Petroleumgeologe bei verschiedenen Ölfirmen Karriere zu machen.
Kugler untersuchte die Geologie des Untergrundes von Trinidad, um dem Öl auf die Spur zu kommen. In der Folge entdeckte er um das Jahr 1925 verschiedene Erdölfelder, unter anderem das Apexfeld bei Fyzabad und das Palo Seco-Feld. Dank Kuglers Entdeckungen konnte sich Trinidad als bedeutendes Ölproduzentenland etablieren. Er wurde Berater der «Trinidad Petroleum Development Company» und kurz darauf der «Central Mining Ltd.». In deren Auftrag leitete er auch in Nord-Venezuela Ölbohrungen. So pendelte er während mehrerer Jahre zwischen Trinidad und Venezuela hin und her.
Im Jahre 1930 führte Kugler das vom Geologen Marcel Schlumberger entwickelte Borlochmessungsverfahren auf Trinidad ein. Damit konnte die elektrische Leitfähigkeit des Untergrundes, basierend auf dem Zusammenhang zwischen elektrischem Potential und dem Vorkommen von Ölsanden ermittelt werden, um Erdöl zu finden.
Kuglers Interesse galt aber mehr noch als der geologischen vor allem der mikropaläontologischen Forschung. Dabei studierte er Fossilien von Mikroorganismen und mikroskopisch kleine Reste grösserer Lebewesen. Diese Methode erlaubte ihm eine genaue Datierung der Gesteine, was wiederum für die Suche nach Öl sehr hilfreich war. Heute kennt man über 60 nach ihm benannte Gattungen und Arten von Fossilien.
Hans Gottfried Kuglers Lebenswerk war die geologische Kartierung und Erschliessung Trinidads sowie die Nutzung von Mikrofossilien zur Bestimmung des geologischen Alters von Sedimentgesteinen bei der industriellen Suche nach Erdöl. Hans Gottfried Kugler verstarb als vielfach geehrter Geologe am 6. Dezember 1986 in Basel.