Josef Theodor Erb

1874–1934
«Mit Begeisterung» hat Josef Erb seine «erste Reise in ferne Länder» angetreten. Denn das Angebot der Royal Dutch Petroleum Company, das ihn nach Niederländisch-Ostindien brachte, erlöste ihn von seiner schlecht bezahlten Anstellung als Lehrer in Zürich. Fortan sollte er ununterbrochen bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1934 im Dienste der Royal Dutch Shell stehen.

Geologe und Manager

Mit ihrem Einfluss auf den Ölpreis zeigen die erdölexportierenden Länder im Nahen Osten immer wieder die Abhängigkeit der gesamten Weltwirtschaft vom «schwarzen Gold». Historisch betrachtet kam die arabische Halbinsel aber relativ spät in den Fokus der Erdölförderung. Bis in die 1920er Jahre betätigten sich die zumeist europäischen und amerikanischen Firmen vor allem im heutigen Indonesien, den Antillen und Teilen Süd- und Nordamerikas. Mit dabei waren nicht selten Schweizer, die als gefragte Geologen im Dienste der grössten Erdölunternehmen standen. Einer der bedeutendsten war Josef T. Erb (1874–1934).

Josef Theodor Erb wurde am 25. Februar 1874 in Volkach (Bayern) als Schweizer geboren. Über Aarau kam seine Familie nach Zürich, wo er an der ETH beim berühmten Geologen Albert Heim Naturwissenschaften studierte. Danach war er Assistent von Ulrich Grubenmann, bei dem er mit einer Arbeit zum Thema «Die vulkanischen Auswurfsmassen des Hegaus» im Jahre 1899 dissertierte.

Bereits 1900 trat er in die Dienste der «Royal Dutch Petroleum Company» ein und reiste für sie ins damalige Niederländisch-Ostindien (heutiges Indonesien). Auf Süd-Sumatra hatte die Royal Dutch Petroleum Company seit 1890 mehrere erfolgreiche Ölbohrungen lanciert, deren Quellen aber immer relativ rasch versiegten. Deshalb waren Geologen wie Josef Erb gesucht, die das Land systematisch nach Erdöl examinierten.

Aufgrund einer Malariaerkrankung kehrte Josef Erb 1903 nach Europa zurück, wo er in Berlin seine technisch-geologischen Kenntnisse vertiefte. Allerdings befand er sich schon 1905 wieder in Niederländisch-Ostindien, genauer auf Java.

Mit der Fusion der Royal Dutch Petroleum Company mit der englischen Shell Transport and Trading Company Ltd. zur Royal Dutch Shell wurde Josef Erb 1907 Leiter des geologischen Dienstes. Seine technischen Kenntnisse sowie sein strategisches Denken empfahlen ihn für dieses Amt. Somit hatte er die Verantwortung für neue Explorationsgebiete und auch für die Verhandlungen für neue Ölbohrkonzessionen der Royal Dutch Shell. Als Chefgeologe gehörte Josef Erb nun zum Management der neu gegründeten Erdöl-Company.

Josef Erb begann 1920 die Möglichkeiten auszuloten, die die Geophysik bei der Erdförderung darstellte. Auf einer Reise nach Deutschland lernte er die gravimetrische Messung mittels der Torsions- oder Drehwaage kennen. Da sich verschiedene Gesteinsschichten in ihrer Dichte unterscheiden und damit die Gravitationskraft unterschiedlich beeinflussen, können mit dieser Methode gewisse geologische Strukturen identifiziert werden. Mit diesem Verfahren hielt die Geophysik in der Erdölforschung Einzug.

Innerhalb der Royal Dutch Shell stieg Josef Erb über den Direktorenposten der «Zentralen Abteilung für Geologie» im Jahre 1921 zum «Managing Director» auf und besetzte eine der wichtigsten Stellen der Erdölindustrie jener Zeit. Er ebnete damit zahlreichen Schweizern den Weg bei Royal Dutch Shell. Bis in die neuste Zeit war der oberste Techniker von Shell ein Schweizer. Im Jahre 1929, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, demissionierte Josef Erb, gesundheitlich angeschlagen. Er blieb aber Mitglied des Verwaltungsrates der Royal Dutch Shell bis zu seinem Tod am 24. Oktober 1934 in Den Haag.

Bücher und weitere Infos

Band 97

«Swiss Gang»

Pioniere der Erdölexploration

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