Mit Hüppen emanzipiert
Elisabeth Studer aus Unterschlatt (TG) heiratete 20-jährig im Oktober 1891 den Lehrer Jakob Wegeli. Im Jahre 1895 zogen sie nach Diessenhofen (TG), eine Kleinstadt am Rhein.
Elisabeth Wegeli-Studer war Hausfrau und Mutter von vier Töchtern, während sich ihr Mann als Lehrer und Politiker betätigte. Die Familie charakterisierte eine musische und pädagogische Ader. Es wurde täglich gesungen, Violine und Klavier gespielt. Im April 1921 verstarb unerwartet Jakob Wegeli und Elisabeth Wegeli-Studer wurde mit knapp 50 Jahren Witwe.
Im Jahre 1926 zog Elisabeth Wegeli-Studer mit ihrer ledigen Tochter Hanny von Diessenhofen (TG) nach Gottlieben (TG), das damals noch ein malerisches Fischerdörfchen am Seerhein war. Dort begann sie 1928 Hüppen zu backen, nachdem sie offenbar zufällig und eher widerwillig zwei Waffeleisen erwerben konnte. Die, nur mündlich überlieferte, Geschichte erzählt, dass sie eine Nachbarin zum Kauf überredete, weil dieselbe, da mit einem Beamten verheiratet, keinem Nebenerwerb nachgehen durfte. Die Hüppen, die damals noch hohle Röhrchen aus Teig waren, verkauften sich indessen gut. Bereits 1931 kaufte Wegeli-Studer das grössere Haus «Gerbe» am Seerhein, nachdem der Platz in der wortwörtlichen «Back-Stube» zu klein wurde. In ihrem Betrieb wurde sie von ihren Töchtern unterstützt, zunächst von Hanny und nach deren frühen Tod 1931 von Berty.
Im Jahre 1938 machten Mutter und Tochter Wegeli eine Innovation, die künftig für die Hüppenbäckerei wegweisend sein sollte. Vielleicht als erste überhaupt füllten sie die hohlen Röhrchen mit einer Haselnusscrème. Das Füllen der Röhrchen in Handarbeit war anfänglich ziemlich schwierig und erforderte einige Fingerfertigkeit und Übung. Eine umgebaute Tubenabfüllmaschine erwies hier gute Dienste, doch es war immer noch ein zeitraubendes Unterfangen. Somit konnten sie ca. 200 gefüllte Hüppen pro Tag produzieren und verpacken.
Die gefüllten Hüppen widersprachen dem Zeitgeist, denn die Kriegswirtschaft sollte bald Lebensmittelknappheit und Rationierung bringen. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen lief der Verkauf gut. Der grosse Aufschwung setzte dann aber nach dem Zweiten Weltkrieg ein, als auch die Wirtschaft wieder ins Rollen kam und ein neuer Wohlstand die Nachfrage nach süssen Vergnügen förderte. Elisabeth Wegeli-Studer buk bis zu ihrem Tod im September 1952 die Gottlieber Hüppen.