Warda Bleser-Bircher

1905–2006

Erste Geologin im Öl

Am 8. April kam Warda Bleser-Bircher (1905–2006), die als erste Schweizer Erdöl-Geologin tätig war, in Kairo zur Welt. Nachdem sie ihre Ausbildung mit einer Doktorarbeit in Paläontologie abgeschlossen hatte, war sie in der Türkei, in Ägypten und im Iran als Geologin bzw. Paläontologin tätig. Die Heirat bedeutete einen tiefen Einschnitt im Berufsleben, trotzdem war sie weiterhin überall auf der Welt unterwegs.

Warda Bircher kam am 8. April 1905 in Kairo zur Welt als Tochter von Auslandschweizern, die bereits seit dem 19. Jahrhundert in Ägypten unternehmerisch tätig waren. Die obligatorische Schule besuchte sie aber in der Westschweiz, bevor sie an der ETH Zürich Naturwissenschaften mit den Fachrichtungen Botanik und Geologie studierte. 1935 promovierte sie in Paläontologie bei Professor Rudolf Staub mit einer Arbeit über eine «spezielle Gesteinsschicht in den Glarner Alpen». Ihre erste Stelle erhielt sie in Ankara, wo sie als Paläontologin 1937/38 an der Erschliessung von Lagerstätten mithalf.

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs fand Warda Bircher in ihrem Geburtsland Ägypten eine Anstellung als Paläontologin bei der Shell of Egypt. Währenddessen bewarb sie sich jedoch weiter und erhielt im März 1941 eine Anstellung in Teheran, im staatlichen Minendepartement. Der Shah von Persien wollte eigene geologische Karten erstellen lassen, um unabhängig von der britischen Anglo-Persian Oil Company Bodenschätze und insbesondere Erdöl zu finden und zu fördern. Bei ihrer Arbeit konzentrierte sich Warda Bircher hauptsächlich auf die Bestimmung von Fossilien im Labor: «Geduld, Methode und kritischer Geist sind die Grundlagen aller wissenschaftlichen Arbeit», schrieb sie einmal ihren Eltern.

Zu jener Zeit war es als unverheiratete Frau schwierig, eine Anstellung zu finden. Aber nachdem sie 1946 ihren langjährigen Freund, den Erdölgeologen Paul Bleser (1905–1991), geheiratet hatte, wurde dies unmöglich. Von da an begleitete sie ihren Mann an jene Orte, wo ihm die Royal Dutch Shell Aufträge zuwies. Zunächst nach Neu-Guinea, dann nach Java, Nigeria, Kanada und zuletzt nach Kambodscha. Allerdings blieb es für sie schwierig, weiterhin wissenschaftlich zu arbeiten, denn nicht zuletzt wegen der Geheimhaltungspflicht durfte ihr Ehemann keine Daten und Ergebnisse seiner Arbeit mit ihr besprechen. In Neu-Guinea erreichte sie immerhin, dass sie im Labor eine Halbtagesstelle erhielt, um Foraminiferen zu untersuchen. Und in Nigeria erstellte sie einen Bericht über Exkursionen mit ihrem Mann, jedoch akzeptierte das Shell-Management den Bericht wegen der Geheimhaltungspflicht nicht.

Folglich malte sie oft mit der Staffelei und versuchte so, die vielfältigen Pflanzen in den verschiedenen Regionen der Erde abzubilden. Zudem führte sie im elterlichen Garten in Ägypten, in El Saff, die Arbeit ihres Vaters fort, der begonnen hatte, die Pflanzen systematisch zu beschreiben. Nach der Pensionierung ihres Ehemannes verlegten sie den Wohnsitz ganz nach El Saff, sodass Warda Bleser-Bircher im Jahre 1960 eine Enzyklopädie zu den Pflanzen in ihrem Garten veröffentlichen konnte.

An ihrem Zweitwohnsitz im Tessin verstarb Warda Bleser-Bircher nach einem langen, ereignisreichen Leben im hohen Alter von 101 Jahren am 28. August 2006.

Bücher und weitere Infos

Band 97

«Swiss Gang»

Pioniere der Erdölexploration

Suche