Flugzeuge für Loopings und Kampfeinsätze
Er war Bürger von Quinten (SG) und absolvierte in Zürich eine Lehre als Feinmechaniker und Elektrotechniker. Doch die Pionierleistungen erbrachte Franz Schneider (1871–1941) im Ausland, zunächst in Frankreich, dann in Deutschland vor dem und während des Ersten Weltkriegs. Der Zeit entsprechend entwickelte er nicht nur das Flugzeug für den ersten Looping der Luftfahrtgeschichte, sondern auch Flieger mit neuartigen Bewaffnungen.
Nach seiner Lehre suchte Franz Schneider neue Perspektiven als Elektrotechniker und ging deshalb ins Ausland. 1907 berief in Edouard de Niéport (1875–1911) als Leiter seiner Fabrik für Magnetzünder und Zündkerzen nach Suresnes bei Paris. Von Niéports Begeisterung für die Fliegerei liess sich Franz Schneider schnell anstecken. Er wurde bald zum Berater und massgeblichen Mitkonstrukteur von Niéport. Zu ihren gemeinsamen Konstruktionen gehörte die Nieuport IV, mit dem der russische Militärpilot Pjotr Nikolajewitsch Nesterow (1887–1914) im September 1913 den ersten Looping der Luftfahrtgeschichte flog.
Im September 1911 stürzte Edouard de Niéport während französischen Manövern in der Nähe von Verdun ab und verstarb an den Folgen des Unfalls. In der Folge verliess Franz Schneider Paris und übernahm bei der Luft-Verkehrs-Gesellschaft (L.V.G.) in Berlin die Funktion eines Chefkonstrukteurs und technischen Leiters. Durch seine Konstruktionen von Ein- und Zweideckern wurde das Unternehmen zu einem der erfolgreichsten deutschen Flugzeugherstellern. Die Deutsche Armee erklärte den L.V.G.-Schneider-Doppeldecker zu ihrem Standardtyp.
1915 konnte der tausendste «Schneider-Doppeldecker» das Stammwerk in Berlin verlassen. Die Belegschaft war seit 1911 von 30 auf mehr als 3000 Mitarbeiter angestiegen. Zu den Erfindungen von Franz Schneider gehörte auch ein zweimotoriges Flugzeug, bei dem der Maschinengewehrschütze vorne auf dem Bug stand, sowie ein erstes Torpedoflugzeug.
Franz Schneider hatte unzählige Patente angemeldet. Eines der bedeutendsten betraf die Synchronisation zwischen Motor und Maschinengewehr, welches das Schiessen durch den laufenden Propeller erlaubte. Dabei sperrt eine Koppelung den Abzug der Waffe in dem Augenblick, wenn ein sich Propellerflügel vor der Mündung befindet.
Anfangs 1917 verliess Schneider die L.V.G. und gründete ein eigenes Unternehmen, die Franz-Schneider-Flugmaschinenwerke GmbH. Der Zeitpunkt, kurz vor der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg, war allerdings ungünstig. Aufgrund der Einschränkungen im Versailler Vertrag über den Bau von Flugzeugen, begann Schneider, Eisenbahnwagen und Eisenbahneinrichtungen zu bauen. Es zeigte sich aber, dass Schneider zwar ein sehr begabter Ingenieur war, aber kein Geschäftsmann. Die Firma musste 1922 liquidiert werden. Nun begann für ihn ein harter Existenzkampf, der durch die Hyperinflation verschärft wurde.
1937 ging Franz Schneider auf Einladung eines japanischen Generals nach Tokio. Er beschäftigte sich dort als Berater des Luftfahrtministeriums und beim Bau grosser Flugzeugwerke. Am 24. Mai 1941 verstarb er in Tokio an Herzversagen.