Pionierunternehmen werden im jungen Bundesstaat gegründet

Pionierunternehmen werden im jungen Bundesstaat gegründet

Auffallend viele Pioniere rufen im jungen Bundesstaat ihre Unternehmen ins Leben. Von 1848 bis 1870 entstehen 51 Pionierunternehmen, was einem Anteil von rund einem Drittel der insgesamt 163 Gründungen entspricht. Die Bundesverfassung von 1848 und die auf ihr basierenden neuen staats- und wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen bieten demnach besonders günstige Voraussetzungen für Unternehmensgründungen. Die Zahlen widerspiegeln, dass die Erfolgsgeschichte der Schweiz in der Bundesstaatsgründung von 1848 wurzelt. Der moderne Bundesstaat schafft eine zukunftsgerichtete Schweiz mit einem einheitlichen Wirtschaftsraum. Der wirtschaftliche Aufschwung wird massgeblich vom Eisenbahnbau angetrieben: 1852 bestimmt die Bundesversammlung, dass Bau und Betrieb des schweizerischen Eisenbahnnetzes durch private Unternehmen bewerkstelligt werden soll. Diese sind auf technisches Fachwissen und Kapital angewiesen. Als Reaktion auf diese Entwicklung entstehen auch die ersten Grossbanken, neue Versicherungsgesellschaften und das Eidgenössische Polytechnikum (ETH).
Der junge Bundesstaat ist eng mit dem Namen Alfred Escher (1819–1882)   → Bd. 4 verknüpft. Mit der Gründung der Schweizerischen Nordostbahn (1852/53), dem Eidgenössischen Polytechnikum (1854/55), der Schweizerischen Kreditanstalt (1856), der Schweizerischen Lebensversicherungs- und Rentenanstalt (1857) sowie der Gotthardbahn (1871) hat Escher massgeblichen Anteil an der wirtschaftlichen Entwicklung der Eidgenossenschaft.
Diese neuen Rahmenbedingungen des jungen Bundesstaates nutzt auch der Appenzeller Salomon Zellweger-Walser (1807–1887)  → Bd. 87, der geistige Vater der Helvetia, des ersten Transportversicherers der Schweiz (gegründet 1858 in St. Gallen). Eine weitere Erfolgsgeschichte schreiben Salomon (1816–1893)  → Bd. 6 und Johann Georg Volkart (1825–1862)  → Bd. 6. Sie rufen ihr Handelsunternehmen 1851 ins Leben. Mit grossem Erfolg importieren die Gebrüder Volkart Waren aus Indien und legen damit den Grundstein für den Winterthurer Familienbetrieb, der über fünf Generationen erhalten bleibt. Die Geschäftstätigkeit geht schliesslich in gemeinnützigen Stiftungen auf, die noch heute aktiv sind.
Das früheste Unternehmen, das von einem Pionier gegründet wird, datiert in das 16. Jahrhundert. Zusammen mit seinem Bruder Heinrich (1554–1627)  → Bd. 73 errichtet David Werdmüller (1548–1612)  → Bd. 73 im Jahre 1575 ein Textilunternehmen. Die prächtigen Seidenstoffe, die sie herstellen, machen die Stadt Zürich zu einer Seidenmetropole mit internationaler Ausstrahlung. Das jüngste Pionierunternehmen wird 1951 von Maurice Troillet (1880–1961)  → Bd. 31 ins Leben gerufen, mit dem Zweck, den Bau eines Tunnels durch den Grossen Sankt Bernhard zu realisieren.

Angaben in Prozent