Erfinder des Schweizer Elektromobils
Als sich um 1900 drei verschiedene Antriebssysteme für Strassenfahrzeuge – Dampfmaschinen, Elektromotoren und Verbrennungsmotoren –konkurrenzierten, lagen die Vorteile beim Elektromobil. Sie waren nicht nur zuverlässiger, sondern mit Ihnen wurde beispielsweise auch erstmals die Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometern erreicht. In der Schweiz war es Johann Albert Tribelhorn, der als Auto-Pionier innovative Fahrzeuge konstruierte und Mobilitätsgeschichte schrieb.
Tribelhorn absolvierte eine Lehre als Maschinenschlosser bei der Metallgiesserei St. Georgen in St. Gallen. Anschliessend wurde er Mitarbeiter bei der «Zürcher Telegraphengesellschaft», wo er in die Geheimnisse der Elektrizität eingeweiht wurde. Mit Anfang 20 schiffte sich Tribelhorn nach Argentinien ein, um in Buenos Aires Vorlesungen in Elektrotechnik zu besuchen. 1891 wurde er Chef der mechanischen Werkstätte der «Staatlichen Telegraphengesellschaft», eine Beamtenstelle, die ihm offiziell auf Lebzeiten übergeben wurde. Im selben Jahr heiratete er und gründete bald darauf eine Familie. Aus der Zeit in Argentinien stammen zahlreiche Patente für elektrische Apparate, wobei sich Tribelhorn auf die Speicherung von elektrischer Energie mit Hilfe von Akkumulatoren spezialisierte.
Im Jahre 1899 verstarb seine Ehefrau. Deshalb beschloss Tribelhorn, mit seinen Kindern in die Schweiz zurückzukehren. Hier begann er, seine Kenntnisse in Elektrotechnik für die Mobilität zu nutzen. Zuerst in Olten, ab 1906 in Feldbach am Zürichsee baute er die ersten Elektromobile der Schweiz. Insbesondere für öffentliche und private Unternehmen konstruierte er elektrische Personenwagen, Omnibusse, Lastwagen und Boote. Die spätere Vorherrschaft von Verbrennungsmotoren war damals nicht absehbar. Im Gegenteil: die elektrisch angetriebenen Fahrzeuge von Tribelhorn bewegten sich viel zuverlässiger und leiser auf den Strassen und Gewässern als diejenigen mit Verbrennungsmotor. Sie waren sofort einsatzbereit, einfach und ohne Schaltgetriebe zu bedienen, hatten kein Kühlwasser, das gefrieren konnte, benötigten keinen Treibstoff, der damals von höchst unterschiedlicher Qualität war, und vor allem hatten sie keinen stinkenden, vibrierenden und knallenden Motor.
Der Erste Weltkrieg bescherte Tribelhorn, der der einzige namhafte Hersteller von Elektromobilen in der Schweiz geblieben war, eine steigende Nachfrage, nicht zuletzt aufgrund des Pferdemangels. In den 1920er Jahren traten aber die Verbrennungsmotoren ihren Siegeszug an. Den Elektromobilen fehlten eine starke Lobby, ein System von Ladestationen und vor allem Emotionen, wie sie von den nun schnelleren und stärkeren Benzinautos ausgingen. Johann Albert Tribelhorn erkannte die Zeichen der Zeit und verlagerte seine Produktion auf Spezialfahrzeuge wie etwa Elektrokarren in Bahnhöfen und auf Firmenarealen, verschiedene Klein-Lieferwagen oder auch Leichenwagen. Trotzdem erlitt seine Firma im Jahre 1922 beinahe Konkurs, bevor sie unter neuen Besitzern und dem Namen «Elektrische Fahrzeuge AG – Efag», später «Neue Elektrische Fahrzeuge AG – Nefag» erfolgreiche Nischenprodukte herstellte. Johann Albert Tribelhorn verstarb überraschend am 4. November 1925 in Zürich.