Pioniere machen Karriere im Militär

Pioniere machen Karriere im Militär

Ein Drittel der Pioniere gehört dem militärischen Kader an. Über 15% der Pioniere führen den Grad eines Majors oder einen höheren militärischen Grad. Bemerkenswert ist ebenfalls, dass von den 81 Pionieren, die ein politisches Amt bekleiden, 29 auch Offiziere sind. Es gibt Pioniere, die gleichzeitig Karriere in den drei Bereichen Wirtschaft, Politik und Militär machen. So etwa Eduard Will (1854–1927)→ Bd. 34. Seine Jugend ist durch Arbeit und Armut gekennzeichnet. Nach der Volksschule macht er eine Lehre als Graveur; später wird er Eisenwarenhändler in Biel. Er ist an der Gründung der Bernischen Kraftwerke AG beteiligt und hat massgeblichen Anteil am Ausbau des Kraftwerknetzes im Kanton Bern. Als Milizoffizier kommandiert Will von 1910 bis 1912 das 2. Armeekorps. Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs übernimmt Will das 3. Armeekorps und damit das Kommando über die Südfront. Auch politisch ist Eduard Will aktiv; er gehört von 1896 bis 1919 dem Nationalrat an.
Eduard von Goumoëns (1874–1959)→ Bd. 12 wird in das Berner Patriziat hineingeboren. Er studiert Maschineningenieurwissenschaften an den technischen Hochschulen von Dresden und Berlin. Nach dem Diplomabschluss wählt er die Laufbahn eines Berufsoffiziers und wird Instruktor der Artillerie. Seine militärische Karriere führt ihn über mehrere Kommandoposten bei der Infanterie zum Chef der Artilleriebrigade 3, die er im Range eines Obersten befehligt. Seinen Beruf als Instruktionsoffizier gibt er jedoch 1906 auf, als er im Auftrag der Société française de la viscose in Emmenbrücke die Schweizerische Viscose-Gesellschaft AG gründet. Über ein halbes Jahrhundert lang wirkt er als deren Direktor und Präsident des Verwaltungsrates. Von Goumoëns ist ein bedeutender Förderer der Entwicklung und Produktion von Kunstfasern für die Textilindustrie in der Schweiz.
Die allgemeine Dienstpflicht ist im jungen Bundesstaat kantonal geregelt. Mit der Revision der Bundesverfassung von 1874 wird die Verfügung über das Heer dem Bund übertragen. Obwohl die moderne Schweiz nie aktiv in ein Kriegsgeschehen involviert ist, kommt der Armee als identitätsstiftendes und als karrierebildendes Element über lange Zeit ein hoher Stellenwert zu. Ein Offiziersgrad gilt bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts oftmals als Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg. Die militärische Karriere hat im ausgehenden 20. Jahrhundert jedoch stark an Bedeutung verloren: Heute ist ein höherer militärischer Grad kein Element mehr, das die Übernahme von Spitzenpositionen in der Privatwirtschaft oder im öffentlichen Sektor begünstigt.

Angaben in Prozent